Es waren zwei völlig unterschiedliche Quartale für die US-Musikindustrie: Bis im März lief das Leben einigermassen normal, dann kam die Coronakrise und die Plattenläden mussten schliessen, Konzerte wurden abgesagt, die Hörerinnen und Hörer widmeten sich wieder vermehrt dem Streaming-Markt.
Das zeigt sich auch im Halbjahres-Report der Recording Industry Association of America (RIAA), der diese Woche veröffentlicht worden ist. Trotz der Coronakrise setzte sich der Wachstumstrend der vergangenen Jahre fort. Im Vergleich zum ersten Halbjahr 2019 wuchs der Markt um 5,6 Prozent auf 5,7 Milliarden Dollar. Dieses Wachstum lässt sich seit fünf Jahren beobachten.
Vinyl überholt die CD
Ein genauerer Blick auf die Zahlen der RIAA lohnt sich. Ein weiterer Trend setzte sich nämlich fort: Es wird immer mehr Vinyl verkauft. Und jetzt ist es endlich soweit, der Umsatz durch den Schallplattenverkauf hat erstmals seit 30 Jahren jenen der CD-Verkäufe übertroffen – auch wenn weiterhin die Anzahl verkaufter CDs höher ist als der Vinylabsatz.
Wie lässt sich das erklären? Die physischen Musikverkäufe (CD und Vinyl) sind über das ganze erste Quartal 2020 gegenüber dem Vorjahresquartal gesunken. Allerdings jene der CDs massiv stärker als Vinyl. Zudem haben die Leute, vermehrt zu Hause, mehr Geld für spezielle Schallplatten ausgegeben.
Das Geld kommt dank Streaming
Trotz allem ist dieser Markt nur für einen kleinen Teil des Gesamtumsatzes verantwortlich, er macht mit 376 Millionen Dollar gerade mal 7 Prozent des US-Musikmarktes aus. Der Löwenanteil kommt vom Streaming mit 4,8 Milliarden Dollar, die Downloads steuern 351 Millionen Dollar bei, der Rest wird über Tantiemen durch Drittverwertung – zum Beispiel Radio, TV oder Werbung – verdient.
«Die Fans lieben Musik»
Der Umsatz steigt also weiter, trotzdem warnt man bei der RIAA: «Es sind schwierige Zeiten: Der Live-Sektor ist komplett weggefallen, Studios können nur begrenzt genutzt werden, Millionen US-Amerikaner haben wegen der Wirtschaftslage ihre Jobs verloren», sagt der RIAA-Chef Mitch Glazier.
Weiter meint er, dass noch ganz viel Arbeit vor der Organisation liege, um ein «gesundes Ökosystem für Musiker und Fans» zu erschaffen. Aber: «Auch wenn uns die Pandemie vor grosse Herausforderungen stellt, eine Sache scheint sich nie zu ändern: Die Fans lieben noch immer Musik.»