Mit dem Herbst halten auch die grossen Blockbuster Einzug in die Schweizer Kinos. Zumindest in all den Jahren vor Corona. Seit der Wiedereröffnung der Kinos am 6. Juni bewog lediglich der amerikanische Action-Thriller «Tenet» von Regisseur Christopher Nolan die Zuschauer zu einem Lichtspielhausbesuch. Das spiegelt sich auch in den Jahresumsatzzahlen wider und bereitet der Branche Sorgen.
80 Millionen Franken fehlen
«Die ersten beiden Wochenenden waren vielversprechend. Leider sind die Zuschauerzahlen nachher im Vergleich zum Vorjahr stark zurückgegangen», sagt René Gerber, Generalsekretär des Schweizer Verbands für Kino und Filmverleih, ProCinema. «In gewissen Wochen verzeichneten die Kinos ein Minus von rund 80 Prozent.» Über das gesamte Kinojahr fehlen der Branche dreieinhalb Millionen Eintritte, was ein Minus von 80 Millionen Franken ausmacht.
Ein Lichtblick für die Branche wäre der neue James-Bond-Film «Keine Zeit zu sterben» gewesen, welcher am 21. November in den Kinos angelaufen wäre. Erst diese Woche wurde bekannt, dass der Starttermin auf April 2021 verschoben wird. «Wir hatten die Hoffnung, dass Bond dem Kinojahr noch einen Schub verleihen würde. Die Schweiz ist prozentual gesehen eines der besucherstärksten Länder, wenn ein neuer Bond in die Kinos kommt.» So machte beispielsweise «Skyfall» aus dem Jahr 2012 rund 10 Prozent des gesamten Jahresumsatzes der Schweizer Kinos aus.
«Es sieht nicht so rosig aus»
Grund für die Verschiebung könnte der kommerzielle Misserfolg von «Tenet» in den USA sein. «Das war ein Prüfstein für viele der Filmstudios», sagt René Gerber. In Europa ist der Film gut angelaufen, in den USA nicht. «Somit haben sich viele Studios die Frage gestellt, warum sie ihre Filme jetzt verheizen sollen.» So wurden mittlerweile auch die amerikanischen Studiofilme «Dune», «The Batman» und «The Flash» auf Ende 2021 oder gar 2022 verschoben.
Für das laufende Jahr stehen keine weiteren Blockbuster auf dem Programm. «Die grosse Kiste fehlt. Es sieht nicht so rosig aus», sagt René Gerber. Doch es seien nicht die verschobenen Blockbuster alleine, welche den Kinos zu schaffen machen. «Eine Befragung des Bundesamts für Kultur von September besagt, dass viele Leute aktuell generell auf Kulturveranstaltungen verzichten aus Angst vor Ansteckungen. Davon sind auch Theater, Oper und Konzerte betroffen.»
Wie weiter für die Kino-Branche?
Die Kino-Kette Cineworld hat aufgrund der coronabedingten Folgen für die Branche ihre Häuser in Grossbritannien und den USA vorübergehend geschlossen. 45'000 Beschäftigte sind von den temporären Schliessungen betroffen, teilt das Unternehmen am Montag mit. Trotz dunkler Zeiten will René Gerber noch nicht von einem Genickbruch für die ganze Branche sprechen: «In den nächsten Monaten wird sich zeigen, ob gewisse Kinos aufhören müssen. Wir hoffen aber nicht.»