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Kunstmuseum Lausanne eröffnet glanzvoll am neuen Ort

Eröffnung

Kunstmuseum Lausanne eröffnet glanzvoll am neuen Ort

01.10.2019, 12:27 Uhr
· Online seit 01.10.2019, 12:10 Uhr
Mit einer verspielten Sammlungspräsentation nimmt das Kunstmuseum in Lausanne seinen Betrieb am neuen Ort beim Bahnhof auf und zeigt, was ihm über die Jahre alles geschenkt worden ist. Die Ausstellung dauert vom 5. Oktober bis 12. Januar.
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Nachdem das leere Museum am Tag der offenen Tür vor einem halben Jahr bereits für einen Publikumsansturm gesorgt hat, sind die neuen Räume nun ihrer Bestimmung gemäss eingerichtet: mit Kunst.

Im Foyer, das sich unter die schönsten Museumsfoyers der Schweiz einreiht, steht nun ein 15 Meter grosser Nussbaum aus Bronze von Giuseppe Penone, ein Geschenk der Galeristin und Mäzenin Alice Pauli.

Auf den restlichen 3200 Quadratmetern verteilen sich über 300 Werke aus der mehr als 10’000 Nummern umfassenden Lausanner Sammlung, und zwar fast nur solche Werke, die aus Schenkungen stammen.

Geste des Dankes

Bernard Fibicher, der Direktor des Hauses, versteht seine Eröffnungsausstellung als Geste des Dankes an alle jene, die dem Museum während seiner 178-jährigen Geschichte, wie jüngst Alice Pauli, Kunst vermacht haben. Orientiert hat er sich an der von der französischen Schriftstellerin Madeleine de Scudéry erdachten «Carte du Tendre», einer Landkarte der Gefühle, und entwirft einen thematisch gegliederten «Atlas des Schenkens».

Er zeigt viele Schweizer Künstler - darunter natürlich auch einiges von Félix Vallotton, dem Star des Hauses, oder von Alice Bailly - und erfreulich viele Frauen. Das sei nicht Absicht gewesen, und eigentlich seien Frauen in der Lausanner Sammlung gar nicht besonders gut vertreten, sagt Fibicher. Er zeige einfach, was gut sei und passe. So simpel ist es manchmal.

Spielerische Gegensätze

Entstanden ist eine verspielte, bewegte und im besten Sinne unterhaltsame Ausstellung, die ihre überraschenden Bezüge durch Auge und Bauch, nicht durch Lehrbücher herstellt. «Stil- oder Epochengrenzen sind hier überhaupt nicht wichtig, wir bieten einen intuitiven Zugang an», sagt Fibicher und mischt Malerei mit Skulptur, Video und Installation.

Im Kapitel «Schmerz» hängen Schwarzbilder des zeitgenössischen Abstrakten Pierre Soulages neben einer dunklen Schlucht von Gustave Courbet, ein Tondo von Claudia Comte neben einer sich spiralförmig im Licht verlierenden Landschaft von Alexandre Calame.

Besonders spannungsreich ist die Gegenüberstellung in der Abteilung «Geschichte», wo die fast cineastische «Flucht Karls des Kühnen» von Eugène Burnand, die sonst in einem Museum in Moudon hängt, auf ein ebenso monumentales Blutrot von Olivier Mosset trifft. Dazu noch das «Massaker von Saint-Barthélemy» von François Dubois, eines der berühmtesten Bilder der Lausanner Sammlung, und ein beklemmendes Kriegstriptychon Vallottons: Fibicher mutet dem Publikum etwas zu.

Hodler auf Handy

Er kann aber auch heiter: Der Musik in der Malerei widmet Fibicher zwei Räume, dann wird es wild: Thomas Hirschhorn, der gerade erst in Biel mit seiner Walser-Totalskulptur triumphierte, hat seine 1998 in der Kunsthalle Bern gezeigte Installation «Swiss Army Knife» wieder aufgebaut.

Und zuletzt, im grössten Saal seines neuen Hauses, führt Fibicher in einem «Index zukünftiger Länder» vor, was sich sonst noch alles mit der Lausanner Sammlung anstellen liesse: Porträts, Gesten, Landschaften - und da, wie nebenbei, ein Hodler, der eben erst ins Museum kam.

Am Tag der offenen Tür habe ihm jemand ein Foto des Bildes auf dem Handy gezeigt, erzählt Fibicher, eine Erbschaft, für die keine Verwendung war. Jetzt hängt er da, der Genfersee, und zeigt, wie aus einem einzelnen Bild, einem Museum geschenkt, mehr werden kann, als ein Staubfänger im Lager - und auch mehr als es zuvor war: Teil eines grösseren, unerwarteten Ganzen.

Die Baustelle bleibt

Noch auf dem Weg zu einem Ganzen ist das neue Lausanner Museumsareal. Auf dem Platz vor dem Museum steht zwar schon die Installation «La Crocodile», ein Gemeinschaftswerk des französischen Skulpteurs Xavier Veilhan und des Schweizer Malers Olivier Mosset. Sie erinnert an die bekannte Güterlokomotive der SBB und damit an die Vergangenheit des neuen Museumsareals, das einst ein Depot der Bundesbahnen war.

Das Gelände der Plateforme 10 bleibt aber noch bis ins Jahr 2021 eine Baustelle. Erst dann wird das Gebäude fertig, welches das Museum für Photographie und das Museum für Design und angewandte Gegenwartskunst aufnehmen wird.

Verfasser: Martin Bieri, ch-intercultur

veröffentlicht: 1. Oktober 2019 12:10
aktualisiert: 1. Oktober 2019 12:27
Quelle: sda

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