Wer die neue Doku von Netflix «Money-Shot» schauen möchte, der sollte seine minderjährigen Kinder aus dem Zimmer schicken. In dem 90-minütigen Film dreht sich alles um Brüste, nackte Hintern, Sperma und auch um Kinderpornografie sowie Vergewaltigung. Schon in der Vergangenheit stand «Pornhub» in den USA unter anderem in der Kritik wegen der Verbreitung von Kinderpornografie.
Zu Wort kommen dabei ehemalige Mitarbeitende von Pornhub, Darstellerinnen und Darsteller, aber auch ein Journalist sowie Anwälte von Geschädigten. Auch Aviva Rocks, die mittlerweile an der Costa Blanca wohnt, stellt ihre Sexfilme unter anderem auf «Pornhub». ArgoviaToday wollte von ihr wissen, wie sie die Pornoindustrie im Netz wahrnimmt und welche Aspekte davon sie überhaupt nicht legitim findet.
Alle Darstellenden müssen volljährig sein
Ein hartes Pflaster – so bezeichnet Aviva Rocks die Porno-Filmindustrie im Netz. Wer kein dickes Fell hat und sich nicht schlagfertig zeigt, geht schnell daran kaputt. Sie selbst ist Pornodarstellerin und Webcam-Girl und verwaltet ihre eigene Porno-Webseite. Ihre selbst produzierten Filme lädt sie teils ebenfalls auf «Pornhub». Mit dem Prozess, wie ein Porno entsteht, ist sie bestens vertraut: «Alle Personen, welche im Video zu sehen sind, müssen einen Vertrag abschliessen. Dabei spielt es auch keine Rolle, ob sie im Video Sex haben oder nicht.»
Auch ist es wichtig, dass man von allen Darstellenden eine Aufnahme der ID oder des Passes macht, um zu beweisen, dass sie auch wirklich schon volljährig sind. Wer auf Pornhub seinen Content laden möchte, muss nochmals einen separaten Vertrag mit der Webseite abschliessen. Ähnlich sieht es auch auf ihrer eigenen Seite aus.
Von «Pornhub» selbst ist Aviva Rocks nicht angestellt: «Die Seite produziert eigene Videos. Ich habe auf der Plattform lediglich mein Profil angelegt, auf welches ich nun meine Videos laden kann.» Ende Jahr bekommt sie dann von «Pornhub» eine Abrechnung für den Content. Das sei meist gutes Geld am Ende, sagt Rocks. Sie selbst hat mit der Plattform noch keine schlechten Erfahrungen gemacht. «Bis jetzt weiss ich, dass alles von «Pornhub» streng kontrolliert wird. Das kommt aber immer auch darauf an, aus welchem Land man kommt. Die Gesetze sind in allen Ländern unterschiedlich. In einigen Ländern lässt man meines Wissens mehr durchgehen wie in andern Ländern.»
So ist es ihr beispielsweise nicht möglich, «Fake-Vergewaltigungen» oder «Familien-Pornos» auf ihr Profil zu laden: «Pornhub löscht diesen Content sofort.» Das wird ihre per Mail mitgeteilt. Doch immer wieder stösst sie auf der Pornoseite auf Videos mit Darstellerinnen, bei denen sie sich fragt: «Ist sie wirklich bereits volljährig?»
«Sie wollen es immer noch extremer»
Vor zehn Jahren veröffentlichte Aviva Rocks ihre eigene Porno-Webseite. «Ich habe mich damals dazu entschlossen, weil ich Freude an meiner Arbeit habe und ich den Leuten gerne meine Werke präsentiere.» Mittlerweile verzeichnet sie auf ihrer Plattform grossen Traffic, auch eigene Darstellerinnen und Darsteller hat sie schon unter Vertrag. «Für viele ist es oft angenehmer, wenn eine Frau die Produktion führt. Wen mich beispielsweise der Mann eines Porno-Paares anschreibt, dann frage ich sicherheitshalber nochmals bei der Frau nach, ob der Auftrag für sie ebenfalls in Ordnung ist. Ich fühlte mich immer wohler mit einer Frau in der Produktion als mit einem Mann.»
Immer extremere Wünsche
Auch Externe können auf ihre Plattform Pornos laden. Bevor ein Film auf ihre Webseite gelangt, werden sie von ihrem eigenen Support-Team geprüft. Genau sagen, welche Videos bei den Konsumierenden gut ankommt, kann die Pornodarstellerin jedoch nicht: «Auf meiner Seite wird die ganze Bandbreite angeschaut. Das ist ziemlich durchmischt.» Was ihr jedoch vermehrt auffällt: «Die Leute wollen es immer noch extremer. Ich bekomme teils von den Männern Anfragen, bei denen ich staunen muss.» So wollte beispielsweise ein Konsument, dass sie sich einen Baseballschläger vaginal einfügt. «Da antwortete ich nur, dass er es mir mal vormachen sollte. Dann kann ich es dir nachmachen.» Aviva Rocks kann sich solche Wünsche nur so erklären: «Die Leute haben bereits alles! Sie können auf Pornoseiten gehen und sich ausnahmslos jeden Content anschauen. Mit der Zeit brauchen sie etwas, was sie noch nicht gesehen haben.» Wichtig ist es deshalb, dass man auch in der Porno-Instustrie an seinen Prinzipien festhält.
«Auch als Pornodarstellerin darf man Nein sagen!»
Schwer im Business haben es laut Aviva Rocks vor allem Neueinsteigende. «Man muss sich einfach bewusst sein, dass man für den Konsumenten während der Szenen ein Produkt ist. Man wird beschimpft, beleidigt und von manchen Zuschauenden nicht wie Menschen behandelt. Wenn man bemerkt, dass man mit diesem Druck nicht klar kommt und nicht zu seinem Beruf stehen kann, dann sollte man damit aufhören!» Mit dem Blick aufs schnelle Geld steigen viele junge Menschen blindlings in die Pornoindustrie ein. Oft vergessen sie dabei: «Was im Netz ist, ist im Netz! Gerade auf einer so bekannten Seite wie «Pornhub» muss man extrem aufpassen.»
Zudem kommt, dass die Darstellerinnen und Darstellern meist durch die von ihnen unterschriebenen Verträge nicht bestimmen können, ob ein Video von einer Webseite entfernt wird oder nicht. Schwer ist das vor allem für diejenigen, welche sich in einem neuen Berufsfeld behaupten wollen.
Oftmals trauen sich die Neueinsteigenden nicht, sich zu äussern, wo genau ihre Grenzen liegen. «Wenn man neu im Geschäft ist, dann traut man sich nicht, den Produzenten zu sagen, dass eine Szene über die persönlichen Prinzipien hinausgeht.» So soll sie bereits von Mitarbeitenden gehört haben, dass sie nicht hinter dem gedrehten Content stehen können oder sich dafür schämen. «Auch als Pornodarstellerin darf man Nein sagen! Lieber so, wie wenn man etwas produziert, hinter dem man nicht stehen kann.» Denn laut Aviva Rocks gibt es nichts Schlimmeres als Selbstzweifel. Das Schlimmste, was dabei passieren kann, ist, dass der Produzent die Darstellerinnen und Darsteller nicht mehr bucht.