Das berichtet das Team um Aldo Benites-Palomino vom Paläontologischen Institut der Universität Zürich im Fachblatt «Proceedings of the Royal Society B». Die Forschenden analysierten fossile Bissspuren auf Schädelknochen von Pottwalen, vorwiegend von Zwergpottwalen. Die Knochenfunde stammen aus der Pisco-Formation, einer geologischen Schichtfolge in Peru an der südlichen Küstenwüste, und sind zwischen rund sechs und zehn Millionen Jahre alt.
Heutige Pottwale besitzen die grösste Nase im Tierreich. Mit der Super-Nase erzeugen die Wale laute Klicks, die der Langstrecken-Echo-Ortung dient. Auch ihre Ur-Verwandten sollen laut den Forschenden vergrösserte fetthaltige Nasenorgane aufgewiesen haben. Und auf diese scheinen es die Haie damals abgesehen zu haben: Genau dieser Schädelbereich war übersät mit Bissspuren. Das deute darauf hin, dass die Haie diesen Bereich aktiv anvisierten.
Mehrere Attacken hintereinander
Wie die Forschenden weiter festhalten, lässt die Form und die Verteilung der Bissspuren darauf schliessen, dass die Pottwale Opfer einer Reihe von aufeinanderfolgenden Fressattacken durch verschiedene Hai-Arten waren.
Ob die Haie die Pottwale aktiv gejagt hatten oder ihre Kadaver erbeuteten, liess sich aus den Bissspuren nicht lesen. Die Kadaver-Hypothese scheint jedoch plausibler. Denn die grossen Fetteinlagerungen der Pottwale führen dazu, dass ihr toter Körper gut schwimmt und an der Oberfläche bleibt - was damit eine leichte Beute für Aasfresser darstellt. Dennoch schliessen die Forschenden nicht aus, dass einige Bissspuren auf direkte Beutezüge zurückzuführen sind.
Solche Szenen zwischen Haien und Pottwalen lassen sich in den heutigen Ozeanen nicht mehr beobachten. Vielmehr haben es die Haie heutzutage auf die Fettdepots von Bartenwalen abgesehen, etwa auf den Blubber, eine mehrere Zentimeter dicke Speckschicht.