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Bodensee weniger tief als bisher angenommen

Bodensee weniger tief als bisher angenommen

11.09.2015, 17:14 Uhr
· Online seit 11.09.2015, 16:27 Uhr
Ein internationales Forschungsteam hat den Bodensee neu vermessen. Modernste Messmethoden brachten dabei überraschende Ergebnisse ans Licht.
Simon Riklin
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Der Bodensee ist an seiner tiefsten Stelle «nur» 251 Meter tief und nicht 253,5 Meter, wie die letzte Messung  1990 ergeben hatte. Die Differenz liege in der heutigen höheren Messgenauigkeit. «Die hohe Qualität und Stimmigkeit der Daten haben unsere Erwartungen weit übertroffen», erklärt Projektkoordinator Martin Wessels vom Institut für Seenforschung heute in Rorschach.

Rätselhafte Erhebungen am Grund

Entlang des Schweizer Ufers zwischen Romanshorn TG und Güttingen TG stiess das Forschungsteam auf bisher unbekannte runde Erhebungen im Seeboden von einem bis zwei Metern Höhe und bis zu 30 Metern Durchmesser. Man könne bisher nur spekulieren, was dies sei, sagt Wessels.

Aufgrund ihrer Anordnung in regelmässigen Abständen von rund 100 Metern seien die Strukturen nicht natürlich, sondern künstlich entstanden. Taucharchäologen sollen jetzt die rätselhaften Erhebungen in einer Tiefe von 5 bis 7 Metern erforschen. Der Formenreichtum des Seebodens habe die Forscher begeistert. Die Kartierung zeige Canyons und Hügel, Unterwasserdünen, Flussläufe und Hangrutschungen - alles in der Tiefe des Sees.

Vom detailgenauen 3D-Modell des Sees und der Ufer erwarten die Fachleute Erkenntnisse für den Gewässerschutz, den Natur- und Denkmalschutz, den Tourismus, den Gewässerunterhalt und die Gefahrenabwehr. Als aktuelles Beispiel wurde das neue Fischereizentrum in Steinach SG genannt.

Weitere Forschungsprojekte geplant

Für die hochauflösende Kartierung des Seebodens setzten die Wissenschaftler ein Fächer-Echolot der Universität Bern in Kombination mit einem Laserscanner ein. Um die Messungen durchzuführen, kamen das Forschungsschiff «Kormoran» und ein Flugzeug zum Einsatz.

Bereits wurden zwei Anschluss-Forschungsprojekte angestossen. So sollen etwa Grundwasser-Zutritte im Seeboden erforscht werden. Laut Flavio Anselmetti von der Universität Bern, der bei «Tiefenschärfe» mitwirkte, werden weitere Schweizer Seen nach der neuen Methode vermessen. Derzeit seien es der Zuger-, der Ägeri- und der Bielersee; später soll der Genfersee folgen.

veröffentlicht: 11. September 2015 16:27
aktualisiert: 11. September 2015 17:14
Quelle: SDA

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