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Der unscheinbare Umweltsünder

Der unscheinbare Umweltsünder

· Online seit 05.04.2017, 07:46 Uhr
Sie gehören zum Bild der Gesellschaft inzwischen dazu: Kaffeebecher aus Pappe. Am Kiosk, an der Tankstelle und auch in Büros sind Pappbecher weit verbreitet. To Go ist beliebt, belastet aber die Umwelt. Doch wie schädlich sind die Becher wirklich?
Stefanie Rohner
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Zuhause keine Zeit für einen Kaffee, auf dem Weg zur Arbeit noch schnell einen in der Bäckerei geholt. Der Pappbecher landet nach spätestens 15 Minuten im Abfall. Betacup, eine Non-Profit-Organisation schätzt, dass auf der Welt pro Jahr rund 58 Milliarden Becher verwendet werden, davon aber nur jeder 400. Becher recycelt wird. Für die Herstellung werden Bäume gefällt, die Innenbeschichtung, die den Kaffee warm hält, besteht aus Polyethylen, welches schwer abzubauen ist.

32 Millionen gefällte Bäume für Pappbecher

Hinzu kommt der Plastikdeckel, der den Becher verschliesst. Laut Betacup werden weltweit jährlich 32 Millionen Bäume gefällt und rund 100 Milliarden Liter Wasser für die Produktion von Pappbechern benötigt. Ein einziger Becher verursacht laut Betacup 110 Gramm CO2-Emissionen. Die Produktion solcher Einwegbecher ist nicht umweltschonend, die Becher bestehen fast nur aus neuem Papier.

Alternativen zum Wegwerfbecher gibt es: Keramiktassen, To-go-Becher aus Bambus oder Glas. Doch nicht überall werden mitgebrachte Becher befüllt. Oftmals wegen der hygienischen Richtlinien der Geschäfte. Daher greifen viele weiterhin zum Pappbecher. Auch im Büro stehen oftmals Kaffeeautomaten, die mit Plastik- oder Pappbechern befüllt sind. Gerade dort könnte gut auf Tassen umgestiegen werden.

Die Tasse gewinnt

Doch auch dann ist die Umwelt nicht ganz unbelastet. Die Herstellung von Keramik braucht viel Enerige und Wasser, Spülmittel und Spülmaschine halten die Tasse sauber. In Spülmitteln sind Stoffe enthalten, die nicht abbaubar sind und zwangsläufig im Meer landen. Im Vergleich dürfte die Tasse jedoch gewinnen: Eine Studie der Umweltministerien Österreichs und der Schweiz aus dem Jahr 2008 kam zum Schluss, dass auch unter den besten Umständen die Einweglösung zu einer doppelt so hohen Umweltbelastung führt als das ungünstigste Mehrwegsystem.

In der Studie wurden Mehrwegsysteme unter anderem mit PET, Karton und Spezialkunststoff verglichen und schnitten besser ab. Daher dürfte die Tasse noch ein Stück umweltverträglicher sein. Den Verbrauch pro Person zu senken, ist dank umweltverträglicheren Bechersystemen und Geschirr möglich. Nur die Gewohnheit, die gilt es zu Überwinden.

Keramik:

  • Braucht viel Energie und Wasser bei der Herstellung.
  • Wird mit Spülmittel oder in der Spülmaschine gereinigt.
  • Kann lange wiederverwendet werden.

Pappbecher:

  • Braucht bei der Herstellung weniger Wasser als Keramik.
  • Herstellung mit Holz und Papier.
  • Recyclingpapierfasern werden so gut wie nie verwendet.
  • Innenbeschichtung aus Kunststoff, schwer abbaubar und nicht vollständig recycelbar.
  • 320'000 Becher landen weltweit pro Stunde im Abfall - 64'000 Tonnen Holz und 11'000 Tonnen Kunststoff werden dafür verarbeitet.

veröffentlicht: 5. April 2017 07:46
aktualisiert: 5. April 2017 07:46
Quelle: str

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