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Droht dem Kebab das Aus?

Droht dem Kebab das Aus?

· Online seit 30.11.2017, 11:23 Uhr
Ein Döner Kebab nach dem Tanz, bevor es nach Hause geht oder zum Mittagessen - das könnte bald zu Ende sein. Wenn der Umweltausschuss des EU-Parlaments im Dezember beschliessen sollte, dass Phosphat in tiefgefrorenen Fleischspiessen nicht mehr zugelassen wird, könnte das womöglich auch die Schweiz betreffen.
Stefanie Rohner
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In frischen Döner-Spiessen ist Phosphat erlaubt. Dönerspiesse werden aber meist gefroren geliefert. Dort möchte man den Stoff nun verbieten. Phosphat bindet das Wasser und sorgt dafür, dass die verschiedenen Fleischbestandteile der Spiesse besser zusammenhalten. Ohne den Zusatz von Phosphat würde das Fleisch am Spiess vertrocknen und auseinanderfallen. Für das Verbot sprach sich der Umweltausschuss der EU auf Initiative der Grünen und der Sozialisten aus.

Sorgen um die Gesundheit

Der Grund: Es gäbe «ernstzunehmende Sorgen» betreffend gesundheitlicher Auswirkungen auf das Herz-Kreislaufsystem, schreibt Bild. Doch das Verbot soll scheinbar ausschliesslich für Döner-Spiesse gelten, denn das EU-Parlament hat dem Zusatz von Phosphat in anderen Fleischerzeugnissen wie zum Beispiel Brät 2014 noch zugestimmt.

Todesurteil für die Dönerindustrie

In Deutschland befürchtet man bereits Schlimmes. So sage Kenan Koyuncu, der Vorsitzende des Bundesverbandes der Döner- und Drehspiesshersteller Deutschland, gegenüber Bild, dass es im Falle eines Verbotes das Todesurteil für die Dönerindustrie in der EU bedeuten würde.

Jeder Schweizer isst 13,5 Döner jährlich

Auch in der Schweiz gibt es rund 3000 Döner Verkaufsstellen, wie der Dönerverband auf seiner Homepage schreibt. So sei der Konsum pro Person, verglichen mit jenem in Deutschland, sehr viel höher, vergleicht man die Zahl der Bevölkerung mit den Verkaufsstellen. Im Jahr 2015 wurden 24'000 Tonnen Dönerfleisch verbraucht. Im Schnitt isst jeder Schweizer 13,5 Döner pro Jahr.  Laut Dönerverband ist der Verbrauch von Dönerfleisch seit 2004 um das zehnfache gestiegen.

In der EU werden laut Bild pro Tag 500 Tonnen Dönerfleisch gegessen, 80 Prozent davon werden in Deutschland produziert. Sollte ein Verbot von Phosphat in Kraft treten, könnte das auch viele Arbeitslose bedeuten: 110'000 Arbeitsplätze wären in Deutschland betroffen.

Entscheid im Dezember

Im Dezember entscheidet das EU-Parlament nun, ob Phosphat weiterhin in den gefrorenen Spiessen erlaubt sein soll. Sollte das ganze Parlament dem Umweltausschuss zustimmen, dürfte es für die Dönerproduktion in Deutschland mehr als eine Herausforderung sein, genügend Dönerfleisch an den Kunden zu bringen.

(red)

In der Lebensmittelindustrie werden Phosphate eingesetzt, um Fleisch- und Wurstwaren, Fischkonservern und Backwaren zu konservieren. Phosphate stabilisieren und verdicken Milchprodukte und bewahren beispielsweise die Farbe von Cola. Ausserdem verhindern Phosphate zum Beispiel das Verklumpen von Puddingpulver. Ein Gesundheitsrisiko gibt es, wenn zu viel Phosphat im Blut ist. Allerdings nur bei den künstlich zugesetzten Phosphaten, da es frei löslich ist und fast vollständig aufgenommen wird.

veröffentlicht: 30. November 2017 11:23
aktualisiert: 30. November 2017 11:23

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