Wenn einem Bauer ein Stein bei der Arbeit im Weg ist, dann packt er an und verschiebt ihn. Wenn es sich jedoch um einen Grenzstein handelt, könnte das gleich eine diplomatische Krise nach sich ziehen. Im aktuellen Fall an der belgisch-französischen Grenze haben es die beiden Länder bisher zum Glück mit Humor genommen.
Einem Spaziergänger fiel auf, dass der Stein, der die Grenze zwischen Belgien und Frankreich markiert, um 2,29 Meter verschoben worden war – und meldete das den Behörden.
«Einen neuen Grenzkrieg vermeiden»
«Belgien war jetzt grösser und Frankreich kleiner. Das ist nicht unbedingt eine gute Idee», sagte David Lavaux, der Bürgermeister der belgischen Stadt Erquelinnes, gegenüber dem französischen Sender TF1.
Der Bürgermeister sagte weiter: «Natürlich war ich froh, dass meine Stadt ein bisschen grösser geworden ist. Aber die Bürgermeisterin von Bousignies-sur-Roc war irgendwie nicht einverstanden.»
Aurélie Welonek, die Bürgermeisterin auf der französischen Seite, war ob der Grenzverschiebung amüsiert und sagte: «Wir sollten es schon schaffen, einen neuen Grenzkrieg zu vermeiden.»
Muss die Grenzkommission einschreiten?
Jetzt soll der Bauer den Stein wieder auf die ursprüngliche Stelle legen. Sollte er sich weigern, müsste er mit einer Anzeige rechnen und der Fall würde ans belgische Aussenministerium gehen. Dieses müsste die französische-belgische Grenzkommission einberufen – zum ersten Mal seit 1930.
Doch so weit soll es natürlich nicht kommen. David Lavaux sagte: «Der Bauer wird sich sicher kooperativ zeigen und kein Problem mit der erneuten Grenzverschiebung haben. Wir werden die ganze Angelegenheit friedlich lösen.»
Die Grenze zwischen Belgien und Frankreich erstreckt sich auf 620 Kilometer und wurde nach Napoleons Niederlage bei Waterloo mit dem Vertrag von Kortrijk 1820 unterschrieben. Der verschobene Grenzstein trägt bereits die Jahreszahl 1819, als die Grenze ein erstes Mal festgelegt worden war.
(rr)