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Beirut: Erneute israelische Luftschläge in der Nacht

Beirut

Israelisches Militär attackiert Beirut erneut mit schweren Luftangriffen

04.10.2024, 06:48 Uhr
· Online seit 04.10.2024, 06:34 Uhr
Die libanesische Hauptstadt Beirut ist in der Nacht auf Freitag erneut Ziel massiver Luftangriffe des israelischen Militärs geworden.
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Eine Reporterin der Deutschen Presse-Agentur berichtete von schweren Explosionen. Unbestätigten Berichten zufolge galt der Angriff Haschim Safi al-Din, dem Chef des Exekutivrats der Hisbollah-Miliz. Er wird als aussichtsreichster Kandidat für die Nachfolge des kürzlich bei einem israelischen Luftangriff in Beirut getöteten Hisbollah-Anführers Hassan Nasrallah gehandelt. Vonseiten der israelischen Armee gab es zu den erneuten Angriffen in Beirut zunächst keine Angaben.

Die Angriffe erfolgten laut libanesischen Sicherheitskreisen erneut in südlichen Vororten, die vor allem von der Hisbollah kontrolliert werden. Auf Videoaufnahmen waren Detonationen über der Stadt zu hören, gewaltige Flammen und Rauchschwaden stiegen in den Nachthimmel auf. Israels Militär hatte die Bewohner bestimmter Gebäude in den südlichen Vororten in arabischer Sprache zur Evakuierung aufgefordert. Die Angriffe ereigneten sich, während Israels Truppen und Panzer zugleich gegen die Hisbollah im Südlibanon kämpfen. Erklärtes Ziel Israels ist es, die proiranische Schiitenmiliz von der Grenze zu vertreiben, damit rund 60.000 evakuierte Israelis in ihre Häuser zurückkehren können.

Pentagon: Beraten mit Israel über Reaktion auf Angriff Irans

In Israel wird am Freitag der zweite Tag des jüdischen Neujahrsfestes begangen. Nach Irans Raketenangriffen im April waren fünf Tage bis zum israelischen Gegenschlag vergangen. Derweil hat die islamistische Hamas zu weltweiten Solidaritätsdemonstrationen von Freitag an bis zum ersten Jahrestag des Beginns des Gaza-Krieges am 7. Oktober aufgerufen.

Terroristen der Hamas und anderer extremistischer Gruppen hatten an jenem 7. Oktober 2023 mehr als 1200 Menschen in Israel getötet und etwa 250 weitere als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Dies war der Auslöser für den Gaza-Krieg. Seither greift die Hisbollah-Miliz im Libanon nach eigenen Angaben aus Solidarität mit der Hamas Israel an. Auch in der Nacht heulten im Norden Israels wieder Warnsirenen, wie die Armee bekannt gab. Ein Flugobjekt, das von Osten in Israels Gebiet eingedrungen sei, sei abgefangen worden.

Viele Tote bei israelischem Luftangriff im Westjordanland

Derweil geht Israels Militär auch im besetzten Westjordanland verstärkt gegen seine Feinde vor. Bei dem Angriff eines israelischen Kampfflugzeugs auf ein Café in der Stadt Tulkarm im Norden des Westjordanlandes wurden laut dem palästinensischen Gesundheitsministerium in Ramallah mindestens 18 Menschen getötet. Die Zahl der Verletzten war zunächst unklar. Es war der erste Luftangriff dieser Art seit Jahren im Westjordanland. Nach Angaben der israelischen Armee galt er dem Chef der islamistischen Hamas in Tulkarm, Sahi Jasser Abd al-Rasegh Ufi. Palästinensischen Medien zufolge wurde der Anführer der örtlichen Sektion der Terrororganisation Islamischer Dschihad, Gaith Radwan, bei dem Luftangriff getötet.

Israels Armee ruft Menschen im Libanon zur Flucht auf

Im Zuge seiner Bodenoffensive im Libanon hat das israelische Militär die Menschen in Dutzenden Orten im Süden des Landes zur Flucht aufgefordert. Demnach sollen sich die Menschen etwa 60 Kilometer hinter die Grenze in Sicherheit bringen. Ziel der Bodenoffensive sei bislang die Zerstörung von Tunneln und Waffen, die die Hisbollah in der Nähe der Grenze für einen möglichen Angriff auf Israel vorbereitet habe, zitierte das «Wall Street Journal» mehrere über den Einsatz informierte israelische Beamte. Demnach habe das Militär nicht die Absicht, den Einmarsch in einen gross angelegten Landkrieg im Libanon zu verwandeln. Nach Angaben der Armee wurden bei den Kämpfen bisher neun israelische Soldaten getötet.

Israel: 230 Raketen vom Libanon auf den Norden abgeschossen

Israel wurde zugleich erneut massiv aus dem Libanon mit Raketen beschossen. Binnen eines Tages seien rund 230 Geschosse und einige Drohnen gezählt worden, die von der Schiitenmiliz Hisbollah auf den Norden Israels abgefeuert worden seien, teilte die israelische Armee am Abend mit. Am Vortag war die Zahl von 140 solcher Angriffe genannt worden. In vielen Ortschaften in Israel heulten immer wieder die Sirenen des Luftalarms. Ein Teil der Geschosse sei abgefangen worden, ein anderer über unbewohntem Gebiet niedergegangen, hiess es. Über mögliche Opfer oder grössere Schäden wurde zunächst nichts mitgeteilt.

Die Hisbollah sei zwar nach den jüngsten massiven Angriffen der israelischen Armee geschwächt, habe aber ihre Fähigkeiten als Guerillakampftruppe im Süden des Landes erhalten, zitierte die «Washington Post» einen pensionierten libanesischen Armeegeneral. «Die Hisbollah hofft, dass die Israelis tiefer in den Libanon eindringen werden», sagte er. «Der Luftkrieg, den die Israelis geführt haben, war sehr erfolgreich. Wenn sie am Boden bleiben, wird die Hisbollah den Krieg bekommen, den sie will», sagte Hussein Ibish vom Arab Gulf States Institute, einer Denkfabrik in Washington, dem «Wall Street Journal».

(sda)

veröffentlicht: 4. Oktober 2024 06:34
aktualisiert: 4. Oktober 2024 06:48
Quelle: PilatusToday

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