Die meisten Menschen waren durch Überschwemmungen und Erdrutsche ums Leben gekommen. «Tembin» war am Freitag in der südlichen Region Mindanao auf Land getroffen. Rettungskräfte suchten am Sonntag noch nach 144 Vermissten, wie die Polizei mitteilte.
Die Suche wurde durch andauernde Regenfälle erschwert, vielerorts mussten die Helfer durch hüfthohes Wasser waten. Rund 70'000 Menschen mussten ihre Wohnungen verlassen, mehr als 40'000 kamen in Notunterkünften unter.
Der Sturm war am Freitag über Mindanao im Süden der Philippinen hinweggefegt. Heftige Regenfälle lösten vor allem in der Provinz Lanao del Norte im Nordwesten der Insel schwere Überschwemmungen und Erdrutsche aus. Städte und Dörfer wurden von Schlamm- und Gerölllawinen verwüstet.
Dörfer vollständig zerstört
Häuser wurden weggeschwemmt, viele Strassen waren durch umgestürzte Bäume und Geröll unpassierbar. Auf TV-Bildern waren Häuser zu sehen, die bis zum Dach unter Wasser standen. Soldaten und Helfer versuchten mit Hilfe von gespannten Seilen Hochwasser führende Flüsse zu überqueren.
Das Bergdorf Dalama wurde vollständig zerstört. Nach Angaben von Rettungskräften wurden dort 103 Häuser weggespült, viele Bewohner wurden von den Wassermassen in ihren Wohnungen eingeschlossen.
«Das Hochwasser war schon sehr nah und die Leute konnten nicht mehr aus ihren Häusern heraus», sagte der Überlebende Armando Sangcopan dem Fernsehsender ABS-CBN. Polizisten, Soldaten und Freiwillige suchten mit Schaufeln und blossen Händen in den Schlamm- und Geröllmassen nach Überlebenden.
Eine Sprecherin der philippinischen Katastrophenschutzbehörde beklagte die hohe Opferzahl trotz Evakuierungswarnungen und rief die Bevölkerung auf, diese Warnungen nicht zu ignorieren. «Auch wenn wir daran gewöhnt sind, dass jedes Jahr Stürme kommen.»
Auch das philippinische Rote Kreuz versorgt die Opfer mit dem Nötigsten. «Die Menschen haben alles zurückgelassen, als sie um ihr Leben flohen», sagte Patrick Elliott, der zuständige Einsatzleiter für die Philippinen. Uno-Generalsekretär Antonio Guterres bot ebenfalls Unterstützung an.
Sturm zieht aufs Meer
Von Mindanao, wo mehr als 20 Millionen Menschen leben, zog der Sturm weiter nach Westen. Auf der Insel Palawan richtete «Tembin» am Samstag aber offenbar geringere Schäden an. Bislang gebe es keine Todesopfer und nur einige Vermisste, sagte der örtliche Zivilschutzchef Zaldy Ablana am Sonntag im Radiosender DZMM.
Am Sonntagmorgen zog der Sturm nach Angaben des staatlichen Wetterdienstes weiter auf das Südchinesische Meer. Beim Verlassen der Philippinen nahm er nach Angaben der Meteorologen wieder an Stärke zu.
Böen des Taifuns erreichten nun Spitzenwindgeschwindigkeiten von bis zu 145 Kilometer pro Stunde. «Tembin» zieht in westliche Richtung und nimmt Kurs auf Vietnam.
Erst vergangene Woche waren 54 Menschen umgekommen, als der Sturm «Kai-Tek» über die Philippinen zog. Der südostasiatische Inselstaat wird jedes Jahr von durchschnittlich 20 Wirbelstürmen getroffen. 2016 kamen durch den Taifun «Haiyan» mehr als 6000 Menschen ums Leben.