Das Vereinigte Königreich und die EU hatten sich beide zur britischen Teilnahme am neuen EU-Forschungsprogramm «Horizon Europe» (2021-2027) bekannt. Doch die zurzeit laufenden Verhandlungen zwischen London und Brüssel über das künftige Verhältnis, die auch die Zusammenarbeit in der Forschung regeln sollen, kommen kaum voran.
Zahlreiche Wissenschaftsorganisationen und Forschende aus ganz Europa - etwa Vertreter des deutschen Max-Planck-Instituts - lancierten deshalb kürzlich einen Appell. Es sei entscheidend, dass das Bekenntnis zu Horizon «nun schnell in ein Abkommen» überführt werde, schrieben sie in einer von der britischen, auf medizinische Forschung ausgerichteten Stiftung Wellcome publizierten Erklärung.
London soll EU-Kontrolle akzeptieren
Darin stellen die Wissenschaftler Forderungen an beide Seiten. So verlangen sie von London, dass es im Forschungsbudget explizit Geld für Horizon reserviert, «um Vertrauen zu schaffen». Auch solle es «die Notwendigkeit für EU-Institutionen» akzeptieren, die korrekte Verwendung der Gelder zu überwachen.
Grossbritannien müsse zudem anerkennen, dass es als Drittstaat nicht mehr Nettobezüger von Forschungsgeldern sein kann. Der Vorschlag der EU sehe jedoch im Gegenzug keinen Korrektur-Mechanismus vor, um das Vereinigte Königreich vor unangemessen hohen Zahlungen zu schützen, «was eher wahrscheinlich ist», kritisieren die Wissenschaftler und verlangen Anpassungen.
Beide Seiten müssten zudem akzeptieren, dass ein Forschungsabkommen nur dann funktioniere, wenn auch eine gegenseitige Mobilitätvereinbarung bestehe.
Schweizer Hochschulen
Swissuniversities, die Dachorganisation der Schweizer Hochschulen, bricht ebenfalls eine Lanze für die «fortgesetzte Assoziierung Grossbritanniens» am EU-Forschungsprogramm. Ein Ausstieg «würde für beide Seiten einen Verlust von wertvollen Partnerschaften bedeuten», schreibt der Dachverband auf Anfrage.
Bereits im Januar hatten insgesamt 40 Wissenschaftsorganisationen und Universitäten aus ganz Europa - inklusive Swissuniversities - eine Erklärung unterzeichnet, in der sie die Beteiligten aufforderten, Grossbritanniens Vollassoziierung an «Horizon Europe» «als Priorität bei den Diskussionen über künftige Beziehungen» zu behandeln.