Der Publikumsverkauf der Eintrittskarten für die Sambaschulen-Umzüge im Sambodrom begann am Donnerstag, wie aus einer Mitteilung des Verbandes der Sambaschulen (LIESA) hervorging. Demnach sind die Umzüge der besten Sambaschulen am 27. und 28. Februar und das Schaulaufen der sechs Schulen, die die Jury am meisten überzeugten, am 4. März geplant. «Der Ansturm auf die Tribünenplätze ist gross, stärker als in vergangenen Jahren», sagte ein Sprecher der LIESA der Deutschen Presse-Agentur.
An nur einem Tag sei fünfmal so viel verkauft worden wie am ersten Verkaufstag des Karnevals 2020, hiess es in einer Mitteilung des Verbandes. Die Nachfrage zeige die Lust des Publikums auf die Rückkehr des Spektakels. «Die Menschen bereiten sich bereits auf die Tage des Feierns und der Feste vor, die wir im Sambodrom haben werden», erklärte LIESA-Präsident Jorge Perlingeiro. Der Verband arbeite daran, den grössten Karneval aller Zeiten zu veranstalten – «und wir sind sicher, dass es eine denkwürdige Rückkehr sein wird».
Der Karneval hat Rio gefehlt. Der Samba ist die Seele der Millionenmetropole, der Karneval die jährliche Katharsis eines Volkes, bei der sich der Druck wie aus einem Dampfkochtopf befreit. Für gewöhnlich zieht er jedes Jahr Millionen Touristen an den Zuckerhut. Nach einem Bericht des Portals «Carnavalesco» bringt das Spektakel der Stadt Einnahmen von umgerechnet rund 620 Millionen Euro.
Eigentlich sollte der Karneval in Rio auch im Februar dieses Jahres stattfinden. Angesichts der Pandemie hatte die Stadt bereits den Strassenkarneval abgesagt, die berühmten Umzüge der Sambaschulen im Sambodrom aber lediglich verschoben. Der Verband der Sambaschulen hoffte auf einen Karneval im Juli. Bürgermeister Eduardo Paes, selbst ein grosser Fan des Karnevals, sah die Voraussetzungen dafür jedoch nicht gegeben, der Karneval fiel komplett aus.
Nach den Vereinigten Staaten und Indien verzeichnet Brasilien mit fast 22 Millionen Fällen die meisten Corona-Infektionen. Am vergangenen Freitag hatte das grösste Land in Lateinamerika die Marke von 600'000 Corona-Toten überschritten. Rio de Janeiro war bisweilen eine der am meisten betroffenen Städte.
Mit dem Fortschreiten der Impfkampagne – inzwischen sind mehr als 100 Millionen Brasilianer gegen Corona geimpft, 56 Prozent der über 18-Jährigen in Rio – und dem Rückgang der Belegung der Krankenhäuser wuchs der Optimismus der Stadt. Probeweise finden Feste mit Tausenden Besuchern statt, Sambagruppen üben für den Karneval 2022. Die Impfung der Bevölkerung gegen Covid-19 sei grundlegend für die Umsetzung des Spektakels, heisst es jedoch kleingedruckt auf der Internetseite der LIESA zu den Terminen der Sambaschulen-Umzüge.