«Einzigartig deshalb, weil man bis zu diesem Zeitpunkt noch keine Skelette von Kleinkindern bis drei Jahren aus der Zeit des frühen Homo sapiens gehabt hat. Zudem waren es die ersten Skelette aus der Altsteinzeit, die man in Österreich gefunden hat», erklärte Christine Neugebauer-Maresch vom Instituts für Orientalische und Europäische Archäologie (OREA) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) .
Die Genomanalyse ergab, dass es sich bei den Säuglingen um männliche eineiige Zwillinge handelte. Der eine starb kurz nach der Geburt, der andere nach ein paar Wochen; er wurde nachbestattet. Durch den Nachweis von Barium im Zahnschmelz konnte festgestellt werden, dass beide Kinder gestillt wurden, der früh verstorbene allerdings nur versuchsweise.
In der Nähe der Zwillinge wurde ihr etwa drei Monate alter Cousin beigesetzt. Bei ihm war das sogenannte Bariumsignal nicht vorhanden, er wurde also nicht gestillt, was möglicherweise seinen Tod mitverursachte.
«Leidvolle Episode»
Die genetischen Nachweise von Geschlecht, Alter und Verwandtschaft waren keine Selbstverständlichkeit: «Eine Mehrlingsbestattung aus paläolithischer Zeit zu entdecken, ist an sich schon eine Besonderheit. Dass sich aus den fragilen, kindlichen Skelettresten ausreichend und qualitativ hochwertige alte DNA für eine Genomanalyse extrahieren würde lassen, übertraf allerdings alle unsere Erwartungen und kann mit einem Lotto-6er verglichen werden», so die Anthropologin Maria Teschler-Nicola.
Insgesamt deuten die Untersuchungsergebnisse auf «eine vermutlich leidvolle Episode der Nahrungsversorgung einer paläolithischen Jäger-Sammler-Gruppe hin, die vor etwas mehr als 30'000 Jahren am Wachtberg ihr Lager errichtet hatte».
*Wissenschaftlicher Artikel: https://www.nature.com/commsbio/; Forschungsprojekt-Website: https://www.orea.oeaw.ac.at/forschung/quartaerarchaeologie