An der feierlichen Zeremonie im Königlichen Kloster von Yuste rund 230 Kilometer westlich von Madrid nahmen am Donnerstag unter anderem auch Regierungschef Pedro Sánchez und der deutsche Botschafter in Spanien, Wolfgang Dold, teil.
Die Christdemokratin erhalte die Auszeichnung in Anerkennung ihrer Verdienste um die europäische Einigung, sagte Guillermo Fernández Vara, Regierungschef der Region Extremadura und Präsident der Europäischen und Iberoamerikanischen Akademie der Yuste-Stiftung. Der König sagte, der Preis gehe an eine Persönlichkeit, die ihrer Zeit stets voraus gewesen sei.
Merkel habe sich immer für konstruktive Lösungen eingesetzt, Kompromisse gesucht und damit zur europäischen Einigung und auch zu den besonders engen Beziehungen zwischen Spanien und Deutschland beigetragen.
Merkel rief die europäischen Länder zur Überwindung ihrer Meinungsverschiedenheiten auf. «Europa ist nur so stark, wie es einig ist», sagte sie bei ihrer Dankesrede. Zugleich warnte sie, seit einiger Zeit wirkten «Fliehkräfte in der Europäischen Union». Sie entstünden, wenn der Kitt der gemeinsamen Werte brüchig werde, wenn sich Erwartungen an die EU nicht erfüllten und wenn wirtschaftliche und soziale Unterschiede zu gross würden.
«Wenn dann kurz- oder mittelfristig nationale Interessen über den Nutzen des gemeinsamen europäischen Projekts und der rechtlichen Grundlage gestellt werden, dann kommen wir in eine Schieflage», warnte die scheidende Kanzlerin.
Die 1992 gegründete Europäische und Iberoamerikanische Akademie der Yuste-Stiftung verleiht den angesehenen Europapreis Karl V. seit 1995. 2006 erhielt sie auch der frühere Bundeskanzler Helmut Kohl.
Ähnlich wie die deutsche Stadt Aachen mit ihrem Karlspreis zeichnet die Organisation damit engagierte Europäer aus. In einem Palast neben dem Kloster in der Provinz Cáceres in der Extremadura verbrachte der erkrankte Karl V. 1558 seine letzten Tage. Der 1500 in Gent geborene Habsburger war von 1530 bis zu seiner Abdankung 1555 Kaiser des Heiligen Römischen Reiches.