«Die Verbrechen, die in dieser Nacht (...) begangen wurden, sind für die Republik unverzeihlich», hiess es in einem Schreiben des Élyséepalastes vom Samstag. Frankreich erkenne seine eindeutige Verantwortung an. Macron hatte zuvor an einer Gedenkveranstaltung in Colombes bei Paris teilgenommen. Laut Élysée ist er der erste Präsident, der einem solchen Gedenken beiwohnte.
Frankreich hatte gen Ende des Algerienkriegs, in dem die damalige französische Kolonie Algerien von 1954 bis 1962 für ihre Unabhängigkeit kämpfte, eine Ausgangssperre für die sogenannten muslimischen Franzosen aus Algerien verhängt. Zum 17. Oktober 1961 riefen sie zum Boykott auf, der systematisch niedergeschlagen wurde. Die Polizei nahm etwa 12 000 Algerier fest, prügelte etliche zu Tode und erschoss weitere. Einige Leichen wurden später in der Seine gefunden. Die genaue Opferzahl ist bis heute unbekannt. Schätzungen gehen teils von etwa 200 aus. Das Pariser Museum für Immigrationsgeschichte spricht von der tödlichsten Unterdrückung in Westeuropa nach 1945. Bereits 2012 hatte der damalige Präsident François Hollande das Verbrechen anerkannt.
Macrons Worte zu dem Massaker vor 60 Jahren stiessen auf ein geteiltes Echo. Während der Schritt einerseits als historisch gewertet wurde, wurden andererseits Forderungen laut, noch weiter zu gehen und die Ereignisse des 17. Oktobers 1961 als Staatsverbrechen anzuerkennen.
Die Gedenkveranstaltung in Colombes fand am Fusse der Pont de Bezons statt. Zahlreiche Algerier seien 1961 von Colombes aus zu den Boykott-Demonstrationen aufgebrochen, hiess es vom Élysée. Demnach wurden hier auch später mehrere Leichen aus der Seine geborgen. Im Dabeisein von Angehörigen der Opfer und Engagierten legte Macron eine Schweigeminute ein. Auch ein Kranz wurde in Gedenken niedergelegt. Angehörige warfen weisse Rosen in die Seine. Mit Didier Lallement legte nach Angaben der Pariser Polizei am Sonntag erstmals auch ein Polizeipräfekt einen Kranz in Andenken an die Opfer nieder.