«Wir kennen diese Berichte und haben derzeit keine weiteren Informationen», hiess es auf Anfrage aus dem US-Aussenministerium. Die «Washington Post» berichtete von einem per Audioaufnahme verbreiteten «Gebetsalarm» der Hilfsorganisation Christian Aid Ministries, wonach «Männer, Frauen und Kinder» dieser Gruppe in der Gewalt der Entführer seien. Es handele sich um Personal der Organisation und Familienangehörige. Einer der Entführten habe noch eine Nachricht in einer Whatsapp-Gruppe absetzen können.
Haiti, das ärmste Land des amerikanischen Kontinents, wird seit Jahren von politischem Chaos und krimineller Gewalt geplagt. Anfang Juli wurde Staatspräsident Jovenel Moïse in seiner Residenz erschossen, die Hintergründe sind bis heute ungeklärt. Das Bandenunwesen versetzt Bewohner wie Besucher in Angst und Schrecken. «Die Zerschlagung der kriminellen Gangs ist entscheidend für die Stabilität von Haiti und die Sicherheit der Bürger», schrieb die Staatssekretärin im US-Aussenministerium, Uzra Zeya, Anfang der Woche bei einem Besuch in Haiti auf Twitter.
Die Region, in der die Missionare verschleppt wurden, werde von der Bande 400 Mawozo kontrolliert, berichtete die Zeitung «Le Nouvelliste» unter Berufung auf Polizeikreise. Die Gang hatte im April zehn Priester, Nonnen und Familienmitglieder eines Geistlichen verschleppt. Später wurden die Entführten freigelassen.
Laut «Washington Post» ist die Anzahl der Entführungen in Haiti umgerechnet auf die Einwohnerzahl die höchste der Welt. Sie habe sich in diesem Jahr im Vergleich zum gleichen Vorjahreszeitraum versechsfacht. Dies sei das deutlichste Zeichen für das Abgleiten des Landes in die Anarchie, schrieb die Zeitung. Die Entführer verlangen meist hohe Lösegelder und zögern nicht, ihre Opfer zu ermorden.