«Das ungarische Gesundheitswesen war im Umgang mit der Pandemie besser als das westliche», erklärte er am Freitag in seinem regelmässigen Rundfunk-Interview. «Voraussetzung des Erfolgs waren Disziplin und Zusammenhalt», fügte der rechtsnationale Politiker hinzu.
Tatsächlich ist Ungarn von der Pandemie nur mässig hart betroffen. Dennoch fällt auf, dass dort bis zum Freitag 4081 Infektionen mit dem Virus Sars-CoV-2 nachgewiesen wurden und 588 Menschen starben. Im westlichen Nachbarland Österreich, wo mehr als vier mal so viele Ansteckungen nachgewiesen wurden, verzeichneten die Behörden 688 Todesfälle. Die Zahl der akuten Fälle ist dort halb so hoch wie in Ungarn.
Das ungarische Gesundheitswesen gilt als unterfinanziert und ineffizient. Zu Beginn der Corona-Pandemie kämpften Ungarns Krankenhäuser - wie auch die anderer Länder - mit dem Mangel an Schutzausrüstungen für das Gesundheitspersonal. Nach Angaben vom Monatsbeginn entfielen knapp 15 Prozent der nachgewiesenen Corona-Infektionen auf medizinisches Personal - in Deutschland liegt dieser Anteil nach aktuellen Zahlen des Robert Koch-Instituts bei knapp über sieben Prozent.
Orbans Kritiker räumen aber durchaus ein, dass die Regierung zu Beginn der Pandemie rechtzeitig Massnahmen wie Kontaktsperren und Ausgangsbeschränkungen erlassen hat. Zugleich liess sich Orban vom Parlament Sondervollmachten geben, um auf dem Verordnungswege zu regieren. Dabei griff er auch in pandemieferne Bereiche ein, wie etwa die Finanzierung der Kommunen - zum Schaden oppositionell regierter Städte. Die Sondervollmachten gab Orban am Donnerstag wieder ab.