«Ein Kind, das heute in meinem Land geboren wird, wird in seinem Leben viermal so viele extreme Ereignisse erleben wie seine Grosseltern. Dieses Kind wird fünfmal so viele Hitzewellen erleben, wie ich sie erlebt habe», begann Parmelin seine Rede in Glasgow in Schottland.
Am Montag begann der zweitägige Weltgipfel der Staats- und Regierungschefs. Es ist das erste Mal nach dem Abschluss des Pariser Klimaabkommens im Jahr 2015, dass die Staats- und Regierungschefs Bilanz ziehen. Ziel des Abkommens ist die Begrenzung der menschengemachten globalen Erwärmung auf deutlich unter 2 Grad Celsius gegenüber den vorindustriellen Werten.
Als Bundespräsident setze er sich dafür ein, dass die Schweiz und die Menschen seines Landes die bestmöglichen Perspektiven hätten, sagte Parmelin weiter. «Als Alpenland ist die Schweiz vom Klimawandel besonders betroffen.»
Massnahmen reichen nicht aus
Die Massnahmen zur Begrenzung der globalen Erwärmung würden «bei weitem» nicht ausreichen. Er fordere deshalb alle Länder auf, «ehrgeizige Ziele» bis 2030 vorzulegen und bis 2050 Klimaneutralität anzustreben. «Wir müssen dieses langfristige Ziel mit kurzfristigen Massnahmen umsetzen», sagte der Bundespräsident.
Seiner Meinung nach müssten an der Uno-Klimakonferenz in Glasgow mindestens drei Ziele erreicht werden: «Wir müssen uns wieder auf den Weg machen, die globale Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, wir müssen robuste Regeln für die Umsetzung des Abkommens festlegen und schliesslich die finanziellen Mittel aufbringen, um unser gemeinsames Ziel Wirklichkeit werden zu lassen.»
Stabile Regeln für die Umsetzung
Diese Regeln müssten etwa verhindern, dass Emissionsreduktionen doppelt gezählt würden. Artikel 6 des Pariser Abkommens erlaubt es Staaten, ihre Emissionen durch Investitionen in Klimaschutzprojekte im Ausland zu kompensieren.
Auch die Schweiz müsse ihren Beitrag leisten, sagte Parmelin weiter. «Die Schweiz bekräftigt heute ihre Verpflichtung, ihre Treibhausgasemissionen bis 2030 im Einklang mit den wissenschaftlichen Empfehlungen zu halbieren. Die Schweiz hat sich auch zur Klimaneutralität bis 2050 verpflichtet.»
Die Schweiz setze konkrete Initiativen um, wie zum Beispiel Infrastrukturprojekte, die die Verlagerung von der Strasse auf die Schienen förderten. «Auch der Finanzplatz muss eine Rolle spielen. Die Schweiz hat es sich zum Ziel gesetzt, alle Finanzströme bis 2050 mit den Zielen des Pariser Abkommens in Einklang zu bringen», sagte Parmelin.
Schweiz spricht weitere Gelder
Zusammen müssten die notwendigen Mittel aufgebracht werden, um die Ziele zu erreichen. «Alle Länder, die heute dazu in der Lage sind, müssen diejenigen unterstützen, die diese Unterstützung brauchen», sagte Parmelin. «Ich freue mich, einen neuen freiwilligen Beitrag der Schweiz in der Höhe von rund 11 Millionen US-Dollar an den Anpassungsfonds ankündigen zu können.»
Der Anpassungsfonds (Adaptation Fund) wurde eingerichtet, um Projekte und Programme zur Anpassung an den Klimawandel in Entwicklungsländern zu finanzieren.
Die Schweiz leiste zudem einen Beitrag von rund 9 Millionen US-Dollar an den Fonds für die am wenigsten entwickelten Länder (Least Developed Countries Fund), so Parmelin. 16 Millionen US-Dollar seien für den Investitionsfonds bestimmt, und die Schweiz werde weitere 11 Millionen US-Doller für die «High Impact Partnership on Climate Action» der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung bereitstellen.
Weiter sagte Parmelin zu, dass die Schweiz 8 Millionen Franken an die Koalition «Climate and Clean Air» übergibt. Die Koalition wurde 2012 gegründet, um die Aufmerksamkeit auf kurzlebige klimawirksame Schadstoffe zu lenken. Zu diesen Schadstoffen zählen Gase wie Ozon und Methan sowie Partikel wie Russ.
Für eine lebenswerte Zukunft
Parmelin erinnerte am Ende seiner Rede an die Verantwortung, die die Konferenz für die kommenden Generationen trage, wie er es zu Beginn der Rede angesprochen hatte.
«Unsere Kinder und Bürgerinnen und Bürger sehen uns zu, und sie erwarten von uns, dass wir uns wirklich engagieren. Lassen Sie uns ihnen einen Grund geben, an eine lebenswerte Zukunft zu glauben», schloss der Bundespräsident.