Der Gouverneur des brasilianischen Bundesstaates, Cláudio Castro, stellte am Samstag in einer Pressekonferenz das Pilotprogramm «integrierte Stadt» vor, bei dem rund 500 Millionen Real (etwa 81 Millionen Euro) ab Montag in die Favelas Jacarezinho und Muzema investiert werden sollen. Davon sollen unter anderem Sozial- und Infrastrukturprojekte sowie «effektivere» Polizeieinsätze finanziert werden. In Jacarezinho waren im vergangenen Mai beim blutigsten Polizeieinsatz in Rios Geschichte mindestens 28 mutmassliche Mitglieder von Drogenbanden getötet worden.
Später soll das Programm auf weitere Stadtteile ausgeweitet werden. Bereits vergangenen Mittwoch wurde die Präsenz der Sicherheitskräfte in den zwei Vierteln des Pilotprojekts mit dem Einsatz von rund 1300 Polizisten deutlich erhöht. Rios Bürgermeister Eduardo Paes sagte vor Journalisten, er sei erst am Vorabend darüber informiert worden. Auch sei die Verwaltung der Metropole nicht in die Planungen der «integrierten Stadt» involviert worden, er wolle die Projekte aber unterstützen.
Nach Berichten brasilianischer Medien kritisierten Bewohner der betroffenen Favelas, es habe mit ihnen keinen Dialog über das neue Programm gegeben. Für einige Experten war es demnach auch unklar, inwiefern sich die neuen Projekte bedeutend von früheren Aktionen zur Befriedung der Favelas unterscheiden würden - so scheiterte zuletzt etwa der Einsatz sogenannter Befriedender Polizeieinheiten (UPP). In keinem anderen Land der Welt kommen so viele Menschen bei Polizeieinsätzen ums Leben wie in Brasilien.