Der Sprecher des Unterhauses, Lindsay Hoyle, sprach den Angehörigen des Tory-Politikers im Namen des Parlaments sein Beileid aus. Er kündigte an, alles in seiner Macht stehende tun zu wollen, damit die Abgeordneten ihre «lebensnotwendigen demokratischen Aufgaben» sicher ausüben könnten.
Amess war am Freitag während einer Bürgersprechstunde in den Räumen einer Methodisten-Kirche im Küstenort Leigh-on-Sea erstochen worden. Ein 25-Jähriger Mann wurde unmittelbar nach der Tat vor Ort unter Mordverdacht festgenommen, inzwischen wird er wegen Terrorverdachts festgehalten.
Parlamentarier aus dem gesamten politischen Spektrum erinnerten im Parlament an den Politiker, der bereits seit 1983 für die Tories im Unterhaus sass. Die Sitzung begann mit einer Schweigeminute. «Dieses Haus braucht Menschen wie Sir David», sagte Premierminister Boris Johnson und würdigte Amess als leidenschaftlichen Politiker, der immer für seine Überzeugungen gekämpft habe. Der gläubige Katholik galt als erzkonservativer Brexit-Befürworter, der sich gegen das Recht auf Abtreibung und für Tierrechte einsetzte.
Johnson kündigte an, dem Küstenort Southend künftig zu Ehren von Amess den Status einer eigenständigen Stadt gewähren zu wollen - ein Ziel, für das dieser sich seit langem eingesetzt hatte. Die Queen habe dem bereits zugestimmt, erklärte Johnson.
Die Familie von Amess besuchte am Montag die Kirche, in der Amess am Freitag niedergestochen worden war. Die Angehörigen wollen die Anliegen des Abgeordneten weiterverfolgen. «Wir sind am Boden zerstört, aber wir werden überleben und im Namen dieses wunderbaren und inspirierenden Mannes weitermachen», schrieb die Familie in einer Erklärung, die die Metropolitan Police veröffentlichte. Am Abend sollte in der Londoner St Margaret's Church ein Gedenkgottesdienst stattfinden.
Die Polizei geht davon aus, dass es sich bei dem Angreifer um einen Einzeltäter handelte. Im Zusammenhang mit dem Fall fanden am Wochenende drei Hausdurchsuchungen im Raum London statt. Die Ermittlungen der Polizei müssen noch viele offene Fragen klären. Dem «Telegraph» zufolge soll der mutmassliche Täter zuvor auch erwogen haben, andere Abgeordnete zu töten. Amess könnte ein relativ zufälliges Opfer gewesen sein. Der Angriff, der als terroristische Tat eingestuft wurde, hat in Grossbritannien eine Debatte über die Sicherheit von Politikerinnen und Politikern ausgelöst.