Quelle: CH Media Video Unit / Katja Jeggli
Die Walross-Dame Freya erheiterte in den letzten Wochen die Gemüter rund um den Globus: Sie liebte es, am norwegischen Oslofjord zum Sünnele auf vor Anker liegende Boote zu klettern. Das aussergewöhnliche Vergnügen des knapp 600 Kilogramm schweren Walross' zog zahlreiche Schaulustige an. Doch nun wird sie nie wieder jemanden zum Lächeln bringen. Aus Sicherheitsgründen schläferten Oslos Behörden Freya am Sonntagmorgen ein.
Die Fischereidirektion störte vor allem, dass Leute zum Walross ins Wasser gehüpft waren und zu wenig Abstand hielten. Eine Verlegung des Tieres sei auch diskutiert worden wegen zu grosser Risiken aber nicht infrage gekommen, hiess es von der Fischereidirektion. Der Tod des Tieres sorgt auf Social Media für grosse Empörung.
«Unschuldiges Wesen umgebracht»
«Die norwegischen Behörden haben ein unschuldiges Walross umgebracht, weil Menschen das Problem waren», schreibt ein User auf Twitter. Dies sei ein Grund, Norwegen für eine Weile nicht mehr zu besuchen. Manche spotten über das Vorgehen der Menschen. «Weil die dummen Menschen nicht wissen, wie sie sich zu benehmen haben, ‹musste› das Walross Freya getötet (eingeschläfert) werden. Mehr muss man zur Lage um die menschliche Intelligenz nicht sagen», echauffiert sich eine Userin.
Norwegian authorities killed an innocent walrus because humans were the problem. A reason for me to not @visitnorway for a while. #Freya
— Ludo S. (@jongen1978) August 15, 2022
Weil die dummen Menschen nicht wissen, wie sie sich zu benehmen haben, "musste" das Walross Freya getötet (eingeschläfert) werden. Mehr muss man zur Lage um die menschliche Intelligenz nicht sagen.
— Roswitha (@Rose_mit_a) August 15, 2022
Aufruf zu Boykott
Einige Userinnen und User rufen dazu auf, Norwegen zu boykottieren. «Norwegen boykottieren! Ein friedliches Tier, welches auf der roten Liste steht, darf nicht ‹vorsorglich› getötet werden», fordert jemand. Ein weiterer User schreibt: «Macht keine Ferien in Norwegen. Sie brachten ein unschuldiges und gefährdetes Geschöpf um.»
RIP #FreyaTheWalrus Norwegen boykottieren! Ein friedliches Tier, welches auf der roten Liste steht, darf nicht "vorsorglich" getötet werden. #Norwegen #Oslo #Freya ..STOP! Keine sinnlose Tötung von Tieren in Norwegen Oslo Spitzbergen Färöer Inseln! #Boykott @NorBotschaft
— Deutschland Germany (@Lokalzeitung) August 15, 2022
Don't holiday in Norway, they MURDER innocent endangered creatures while the dumb Norwegian monkeys gawp and stare. Remember Freya. https://t.co/86T6GGhaiP
— Paul Noël Writer, Environmentalist, 🍃💚🍃 (@JunagarhMedia) August 15, 2022
Andere Empörte nehmen den Behörden nicht ab, aus Sicherheitsgründen zur Massnahme gegriffen zu haben. «Ich glaube, der wahre Grund dafür ist, dass sie Boote beschädigt hatte», vermutet ein User.
I believe the real reason Norway murdered Freya, was because she had damaged some boats, it was all about the money.
— Celtic Warrior (@jackiemcsharry1) August 15, 2022
Auch kursiert der Vorwurf, die Behörden hätten für die Sicherheit zu wenig unternommen. So habe man Schaulustige etwa nicht mit Bussen davon abgehalten, dem Tier zu nahe zu kommen. «Die Behörden lehnten sich zurück und liessen es geschehen», kritisiert eine Userin.
«Entsetzt über die Tötung»
Die Tierschutzorganisation Peta Schweiz hat kein Verständnis für das Vorgehen der Behörden. «Wir von PETA sind sehr entsetzt über die Tötung von Walross Freya. Sie hat niemandem etwas zuleide getan, sondern sie hat nur friedlich ihr Leben als Walross gelebt», sagt Peter Höffken, Fachleiter Kampagnenteam auf Anfrage der Today-Zentralredaktion.
Freya sei frei in ihrer Entscheidung, um sich dem menschlichen Andrang zu entziehen, wann immer sie gewollt habe, so Höffken. «Sicher hätte sie daher auch niemanden verletzt, sondern wäre weitergezogen, wenn es ihr zu viel Trubel geworden wäre.» Zudem seien die Schaulustigen ausgiebig davor gewarnt worden, Freya zu nahezukommen und seien somit selbst für ihr Verhalten und ihre Sicherheit verantwortlich.
Absperrung und Schilder
Laut dem Tierschützer haben die Behörden jedoch mit völlig unangemessener und unnötiger Härte reagiert. «Sie hätten eine temporäre Absperrung und Schilder um den Hafenbereich errichten müssen, um Mensch und Tier zu schützen.» Die norwegischen Behörden hätten sich zudem gleich von Beginn an auch mit den anderen Ländern absprechen können, in denen Freya zu Besuch gewesen sei. «Hier kam niemand auf die Idee sie einzuschläfern. Es gab also keinerlei Grund für ihre Einschläferung.»
«Wir hoffen auf eine grosse Protestwelle in Norwegen und auch international, damit sich ein solch trauriger Vorfall nicht mehr ereignet und das Leben von Wildtieren vor den Interessen der Fischerei- und Jagdlobby gestellt wird», fährt Höffken fort. Alle Wildtiere sollten in Frieden und Freiheit leben dürfen. Dafür brauche es nur etwas Respekt und Toleranz von uns Menschen.
«Schande für Norwegen»
Auch internationale Tierschutz- und Umweltorganisationen verurteilen den Tod. Der WWF Deutschland teilte mit weinenden Emojis auf Twitter mit, dass die grosse Aufmerksamkeit Freya «nun zum Verhängnis» geworden sei. Dazu postete die Organisation ein Foto mit der Aufschrift «Das traurige Ende von Walross-Weibchen Freya». Die Umwelschutzorganisation Sea Shepherd Conservation Society in Frankreich bezeichnete die Tötung als «Schande für Norwegen», die zum Blut der jedes Jahr von diesem Land getöteten Wale dazukomme.
Die große Aufmerksamkeit wurde #Freya nun zum Verhängnis. 😥 Sie wurde aus Sicherheitsgründen eingeschläfert. Einige Menschen sprangen immer wieder zu ihr ins Wasser, um Fotos zu machen. 😪 Das Leben der Menschen habe in diesem Fall Vorrang vor dem Tierschutz gehabt. pic.twitter.com/HivguO7FEH
— WWF Deutschland (@WWF_Deutschland) August 15, 2022
La mise à mort du morse #FreyaTheWalrus est une honte pour la Norvège, qui s'ajoute au sang des baleines tuées chaque année par ce pays. Construire des éoliennes partout et détruire le Vivant, c'est ça l'écologie à la norvégienne #ShameOnNorway @AmbaFr_Norge @norvegeenfrance
— Sea Shepherd France (@SeaShepherdFran) August 14, 2022
In Norwegen wird die Aktion ebenfalls kritisiert. Siri Martinsen, Mediensprecherin der Tierschutzorganisation NOAH, kritisierte die Einschläferung gegenüber dem Fernsehsender «TV2» als übereilte Massnahme. Um die Schaulustigen zu vertreiben, hätten Bussen verteilt werden müssen, forderte sie. Biologe Runa Aae äusserte sich laut der Agentur «NTB» «unendlich traurig» darüber, «dass sie sich dafür entschieden, ein solch schönes Tier nur darum zu töten, weil wir uns ihm gegenüber nicht richtig verhielten».