Es war der elfte Tag in Folge mit Kursverlusten. Am Dienstag war die Lira um 15 Prozent abgerutscht. Seit Jahresanfang verlor sie mehr als 40 Prozent.
Analysten führen den Einbruch vor allem auf die jüngsten Zinssenkungen der türkischen Zentralbank zurück. Sie hatte den Leitzins vergangene Woche von 16 auf 15 Prozent gesenkt, obwohl die Inflationsrate auf fast 20 Prozent geklettert ist. Für Dezember stellte sie eine weitere Zinssenkung in Aussicht. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan ist erklärter Zins-Gegner und setzt die Notenbank unter Druck.
Um den Lira-Verfall zu stoppen, könnten Entscheidungsträger in der Türkei am Devisenmarkt intervenieren oder notfallmässige Zinserhöhungen durchführen, erklärte Commerzbank-Analyst Tatha Ghose. "Es ist schwer vorstellbar, welche genauen Kanäle die Entscheidungsträger dieses Mal anvisieren.
«Ohnehin glauben wir nicht, dass derartige Massnahmen die Lira länger als einige Tage stabilisieren würden.» Der Markt habe inzwischen erkannt, dass Erdogan alle Entscheidungen falle. Es spiele keine Rolle, was die Zentralbank kurzfristig unternehme, solange der Präsident bei der Geldpolitik mitbestimme.
Ökonomen in der Türkei kritisieren die Zinssenkungen massiv und bezeichnen sie als «rücksichtslos». Oppositionspolitiker forderten Neuwahlen. Unternehmen warnen vor wirtschaftlichen Schwierigkeiten durch den Lira-Absturz. Zuletzt war die Lira 2018 so stark abgerutscht, eine Rezession war die Folge.