Quelle: FM1Today / Svenja Graf / Philomena Koch
Binden, Menstruationstassen und Slipeinlagen gehören zu den klassischen Hygieneartikeln während der Periode. Am beliebtesten dürfte der Tampon sein. So nutzen zwischen 50 und 80 Prozent der Menstruierenden Tampons, wie die Autorinnen und Autoren der Studie schätzen – und das über mehrere Stunden hinweg.
Bedenkt man, dass eine Frau laut dem Info-Portal «erdbeerwoche.com» etwa 500 Mal in ihrem Leben menstruiert und dabei zwischen 10'000 Tampons und Binden benutzt, gehen so einige dieser Produkte auf der ganzen Welt über die Ladentheke.
Blei, Arsen und Quecksilber gefunden
Umso erschreckender sind die Ergebnisse einer US-Studie von Wissenschaftlern der University of California in Berkeley. Die Forscherinnen und Forscher testeten 30 Tampons von 14 verschiedenen Marken auf Spuren von verschiedenen Metallen. 16 Metalle wurden in den Tampons nachgewiesen, so auch Blei und Arsen. Auch Quecksilber und Chrom wurden in den Proben gefunden. Die Stoffe könnten das Risiko, an Demenz, Unfruchtbarkeit, Diabetes und Krebs zu erkranken, erhöhen, sofern sie in den Körper gelangen.
Was Ostschweizerinnen von diesen Studienergebnissen halten, erfährst du im Video oben.
Wie kommen die Metalle in die Tampons?
Die Marken der getesteten Produkte werden in der Studie nicht genannt. Es wird aber erwähnt, dass die Hygieneartikel der Studie nicht nur aus den USA kommen, sondern auch aus der EU und Grossbritannien. Es bleibt entsprechend unklar, ob die Produkte auch in der Schweiz verkauft werden.
Wie genau die Metalle in die Tampons kamen, ist unklar. Einerseits könnte die dafür verwendete Baumwolle durch Luft, Boden oder Bewässerung und den Einsatz von Pestiziden den Metallen ausgesetzt gewesen sein. Andererseits könnten die Metalle auch während des Verarbeitungsprozesses in die Tampons gelangt sein. Zudem wird in der Studie erwähnt, dass die Bleikonzentration in anorganischen Tampons höher war, während die Arsenkonzentration in organischen Tampons höher war. Auch variierte sie je nach Kaufort.
Weitere Forschung notwendig
Es sei die erste Studie, die Metallkonzentrationen in Tampons untersucht hat, trotz der Möglichkeit einer erheblichen Absorption von Metallen und der weitverbreiteten und häufigen Verwendung von Tampons bei Menstruierenden. Die Forscherinnen und Forscher betonen, dass weitere Forschungen notwendig seien, um die Ergebnisse zu replizieren und festzustellen, ob die Metalle in den Tampons auch austreten und in den Kreislauf gelangen können.
Die Ergebnisse würden aber darauf hindeuten, dass es Vorschriften zur Prüfung von Metallen in Tampons für die Hersteller braucht. Die Studienleiterin Jenni A. Shearston wird in der Studie zitiert: «Ich hoffe wirklich, dass Hersteller verpflichtet werden, ihre Produkte auf Metalle zu testen, insbesondere auf giftige Metalle.» Bisher sei dies nämlich nicht der Fall.
Wie lassen sich diese Ergebnisse nun einordnen und was sagen Expertinnen und Experten dazu? Die Meinungen dazu gehen auseinander, wie ein Blick in die nationale und internationale Presse zeigt.
Der Spiegel
Gegenüber «dem Spiegel » sagt Kathrin Schilling, die Mitautorin der Studie, dass man bislang leider sehr wenig darüber wisse, was sich ganz genau einem Tampon befindet. Schilling erforscht unter anderem, wie die Metalle, die sich im menschlichen Blut und Urin nachweisen lassen, dort hineingelangen konnten. Bei Tampons ist das aber nicht so leicht zu sagen.
New York Times
Eine Professorin für Medizin mit Spezialisierung auf Hämatologie, die nicht an der Studie beteiligt war, sagt gegenüber der «New York Times», dass es überall kleine Mengen dieser Metalle gebe. Sie wäre mehr darüber besorgt, dass diese Stoffe in Lebensmitteln oder im Wasser enthalten sind und weniger, dass sie in Tampons vorkommen.
RTL
Die Frauenärztin Judith Bildau bestätigt zwar gegenüber «RTL», dass die Stoffe als gesundheitsschädlich einzustufen seien, aber es sei noch zu wenig bekannt, um panisch zu werden.
20 Minuten
Besorgt über die Art und Weise, wie die Ergebnisse in der Studie dargestellt werden, zeigt sich der Branchenverband der Vliesstoff-Produzenten Edana gegenüber «20 Minuten».
Keystone-SDA
Laut deutschem Bundesinstitut für Risikobewertung sind keine gesundheitlichen Folgen durch die Nutzung von Tampons zu erwarten, wie die Nachrichtenagentur Keystone-SDA berichtet. Auch Toxikologie-Expertin Andrea Hartwig vom Karlsruher Institut für Technologie, sieht keinen Grund zum Verzicht von Tampons.
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