Sie lebte abgeschieden auf der Wrangelinsel im Arktischen Ozean, die heute zu Russland gehört. Ein internationales Forscherteam verglich die Atomsorten (Isotope) von erhaltenen Knochen und Zähnen dieser Tiere mit jenen von bereits früher ausgestorbener Artgenossen aus Alaska und Sibirien. Nach Angaben von Hervé Bocherens vom Senckenberg Center for Human Evolution and Palaeoenvironment an der Universität Tübingen weisen die Knochen der Insel-Mammuts im Gegensatz zu jenen der anderen auf keine veränderten Klima- und Umweltbedingungen hin.
Ein extremes Wetterereignis könnte den etwa 300 letzten Giganten zum Verhängnis geworden sein - beispielsweise gefrierender Regen, der das Gras und damit die Mammut-Nahrung bedeckte. Möglich sei auch, dass auf der Insel ankommende Menschen etwas damit zu tun hätten, so Bocherens. Knochenfunde deuteten darauf hin, dass Tiere und Menschen dort gleichzeitig gelebt haben könnten. Möglicherweise habe sich auch die Qualität des Trinkwassers verschlechtert.
Asyl auf einer Insel ohne Jäger ?
Mammuts haben sich während der vergangenen Eiszeit vor 100'000 Jahren auf der nördlichen Halbkugel ausgebreitet. Infolge der Erderwärmung vor 15'000 Jahren schrumpften ihre Lebensräume, zudem hat der Mensch die Tiere gejagt. Die Giganten starben aus noch nicht ganz geklärten Gründen aus - nur auf der Wrangelinsel überlebte eine Kolonie zunächst. Der steigende Meeresspiegel schottete die heute zu Russland gehörende Insel vom Festland ab.
Vor 4000 Jahren - während die Menschen etwa in Ägypten schon gesellschaftliche Hochkulturen entwickelt und Pyramiden gebaut hatten - starben auch die Mammuts auf der Insel aus. Die Wissenschaftler von den Universitäten Helsinki und Tübingen sowie von der Russischen Akademie der Wissenschaften forschten nun nach den Ursachen und präsentierten ihre Ergebnisse im Fachblatt «Quaternary Science Reviews».
Isolation kann töten
«Auf der Insel waren die Mammuts komplett isoliert und geschützt vor der Klimaveränderung», sagt Bocherens. Dort sei es vorwiegend kalt und trocken geblieben, der Boden habe viele Gräser zum Fressen geboten. Doch mit nicht mehr als 300 Tieren war die letzte Mammuthorde laut Bocherens auch so klein, dass ein plötzliches Ereignis sie komplett auslöschen konnte - und damit die gesamte Art. Auf ein plötzliches Aussterben hatten zuvor auch Genanalysen der Mammutreste eines schwedisch-russischen Teams auf der Wrangelinsel hingedeutet.
Bocherens interpretiert die Ergebnisse auch als Lektion für die Gegenwart. Seinen Angaben nach gibt es inzwischen viele Tierarten, die isoliert leben. Sie sind besonders gefährdet, durch extreme Umwelteinflüsse oder menschliches Verhalten auszusterben.