Der namentlich nicht genannte Informant habe Beschwerde bei der US-Börsenaufsicht SEC eingereicht, schrieb die «Washington Post» am Freitag. Demnach wirft er Facebook vor, mit problematischen Inhalten eigene Geschäftsinteressen in den Vordergrund gestellt zu haben.
In seiner Beschwerde berichtet der Whistleblower über interne Vorgänge im Jahr 2017, als Facebook vor der Frage stand, wie es mit der Kontroverse um die mutmassliche Einmischung Russlands in die US-Präsidentschaftswahl 2016 umgehen sollte.
Kampf gegen Desinformation behindert
«Es wird ein Strohfeuer sein», habe damals einer von Facebooks PR-Managern, Tucker Bounds, gesagt. «Einige Abgeordnete werden sauer werden. Und in ein paar Wochen werden sie sich dann mit etwas anderem beschäftigen. In der Zwischenzeit drucken wir Geld im Keller und es geht uns gut».
Dem Bericht der «Washington Post» zufolge wirft der Whistleblower den Facebook-Managern vor, den Kampf gegen Desinformation und andere problematische Inhalte regelmässig behindert zu haben, weil sie befürchtet hätten, den damaligen US-Präsidenten Donald Trump zu verärgern oder Nutzer abzuschrecken.
Gewinn vor Sicherheit gestellt
Die frühere Facebook-Produktmanagerin Haugen hatte ihrem Ex-Arbeitgeber vorgeworfen, eigene Gewinne über die Sicherheit von Menschen zu stellen. «Ich glaube, dass die Produkte von Facebook Kindern schaden, Spaltung anheizen und unsere Demokratie schwächen», sagte sie Anfang Oktober bei einer Anhörung im US-Kongress.
Facebook hat die Vorwürfe entschieden zurückgewiesenen. Die Enthüllungen haben aber die Rufe nach einer strengeren Regulierungen von Facebook und Internetkonzernen insgesamt verstärkt.