Spaniens Regierung meldete am Sonntag fast 400 neue Tote und damit einen Anstieg von rund 30 Prozent auf 1720 im Vergleich zum Vortag. Die Marke der Infizierten näherte sich der 30'000er-Grenze. «Das Schlimmste kommt noch», hatte Ministerpräsident Pedro Sanchez am Samstagabend gesagt. Am Sonntag erklärte Sanchez, er werde das Parlament um eine Verlängerung der geltenden Ausgangssperre bis zum 11. April gelten.
Die Armee war im Einsatz, um beim Transport von Patienten in ein provisorisches Spital auf einem Konferenzgelände in Madrid zu helfen. In der noch im Aufbau befindlichen Feld-Klinik soll es bald 5500 Betten geben. Es wäre dann die grösste Klinik ihrer Art in Europa.
In Italien waren bis Sonntag offiziell 59'138 Menschen infiziert und 5476 gestorben. Mindestens 17 Ärzte sind in Italien seit Beginn der Epidemie gestorben. Am Sonntag gab es auch den ersten toten Mediziner in Frankreich.
«Liebesgrüsse aus Moskau»
Russland entsandte am Sonntag Hilfe und schickte die ersten von neun Flugzeugen des Typs Iljuschin Il-76 nach Italien, wie das Verteidigungsministerium mitteilte. «Liebesgrüsse aus Moskau» stand auf an den Fliegern angebrachten Stickern mit Herzen in den russischen und italienischen Landesfarben. Insgesamt sollten acht Brigaden mit medizinischer Ausrüstung verlegt werden.
In Russland gibt es bisher nach offiziellen Angaben vergleichsweise wenige Coronavirus-Fälle. Am Sonntag waren es landesweit knapp 370, davon fast 200 in Moskau.
Kontaktverbot in Deutschland
In ganz Deutschland werden Ansammlungen von mehr als zwei Personen verboten. Ausgenommen sind Angehörige, die im eigenen Haushalt leben. Schliessen müssen alle Restaurants und Coiffeurgeschäfte. Darauf verständigten sich Kanzlerin Angela Merkel und die Ministerpräsidenten der Länder in einer Telefonkonferenz am Sonntag. Diese Massnahmen sollen für mindestens zwei Wochen gelten
In Deutschland sind bislang mehr als 24'100 Infektionen bekannt geworden. Mehr als 90 Menschen sind bislang gestorben.
Erste Todesfälle wurden am Sonntag aus dem Kosovo und Rumänien gemeldet, es handelt sich um ältere Männer mit Vorerkrankungen. Im Iran stieg die Zahl der Toten auf 1685.
1,5 Millionen Risikopatienten in UK
In Grossbritannien sollen sich rund 1,5 Millionen Risikopatienten auf eine drei Monate andauernde Quarantäne einstellen. Serbiens Behörde erlaubte indes den über 65-Jährigen, an Sonntagen zwischen 4 und 7 Uhr in bestimmten Supermärkten einzukaufen.
In den USA schnellte die Zahl der mit dem Coronavirus Infizierten binnen einer Woche um mehr als das Zehnfache auf mehr als 32'000 Fälle in die Höhe. Die Zahl der Todesopfer stieg auf 389. Rund 100 Millionen Amerikaner sind von Ausgangsbeschränkungen verschiedener Bundesstaaten betroffen.
In Brasilien gehen Experten davon aus, dass die Zahl der Infizierten um ein Vielfaches höher ist als die etwas mehr als 1000, die bis Sonntag bestätigt wurden. Mehrere lateinamerikanische Länder haben ihre Grenzen dicht gemacht. Argentinien, Kolumbien oder Bolivien verhängten weitgehende Ausgangssperren von bis zu drei Wochen.
In Afrika hat die Zahl der nachgewiesenen Corona-Infektionen die Marke von 1000 Fällen überstiegen. Das geht aus Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO und Berichten der betroffenen Länder hervor. Zudem gibt es laut WHO mindestens 17 Tote.
Corona-Fälle gibt es in mehr als 40 der 52 afrikanischen Staaten. Besonders betroffen sind Südafrika, Ägypten, Marokko und Algerien. Der Kontinent war anfangs vom Virus verschont geblieben.
Indien probt den Ernstfall
Indien probte für den Ernstfall. Die 1,3 Milliarden Inder wurden am Sonntag aufgerufen, eine von 7 bis 21 Uhr (Ortszeit) geltende Ausgangssperre einzuhalten. Premierminister Narendra Modi sah dies als «gewaltigen Beitrag zum Kampf gegen die Covid-19-Bedrohung». Lav Agarwal vom Gesundheitsministerium erklärte, die Regierung wolle mit der Test-Massnahme «Einigkeit in der Isolation» erreichen.
Indien hat bisher mehr als 320 bestätigte Infektionen mit dem Coronavirus gemeldet, fünf Menschen starben. Die Dunkelziffer könnte nach Einschätzung von Experten allerdings deutlich höher liegen.
«Mindestens ein Jahr» warten auf Impfstoff
Vonseiten der Weltgesundheitsorganisation WHO gab es die Warnung, im Kampf gegen das Coronavirus nicht nur auf die Einschränkung des gesellschaftlichen Lebens zu setzen. «Worauf wir uns wirklich konzentrieren müssen, ist die Kranken mit Infektionen zu finden und sie zu isolieren», sagte der WHO-Experte Mike Ryan in der BBC.
Er riet dazu, wie in China, Singapur und Südkorea die Zahl der Tests massiv in die Höhe zu fahren. Ryan betonte auch, bei der Entwicklung eines Impfstoffes realistisch zu bleiben. Die Entwicklung und die nötigen Tests würden «mindestens ein Jahr» dauern.