Quelle: FM1Today
«Wir sind überrascht und traurig, dass das wieder auf unserem Buckel abgehandelt wird», sagt Klaus Dörig, Wirt des Restaurants Waldegg im ausserrhodischen Teufen. Der Bundesrat hat am Mittwoch bekanntgegeben, dass ab kommendem Montag nur noch Geimpfte, Genesene und Getestete Zugang zu Restaurants, Bars, Freizeitbetrieben und Kultureinrichtungen erhalten.
Frust in der Gastrobranche
«Allen Branchen, die gut fürs Herz und das Gemüt sind, wird wieder ein Strich durch die Rechnung gemacht», so Dörig. Er wolle nicht kontrollieren, ob seine Gäste ein Zertifikat dabei haben. «Zuerst haben sie mir während der Krise kaum einen Franken gegeben, jetzt soll ich meine lieben Stammgäste aus dem Lokal schicken. Das mache ich nicht.» Dies könnte jedoch teuer werden: Wie der Bundesrat am Mittwoch an der Medienkonferenz mitteilte, droht Wirtinnen und Wirten beim Verstoss eine Busse von bis zu 10'000 Franken.
Seit über 40 Jahren wirtet Klaus Dörig im Restaurant Waldegg. «Wir können von Reserven zehren. Würde ich aber erst seit fünf Jahren wirten, hätte ich schon lange den Laden schliessen müssen.» Es gebe viele in der Branche, die während der Pandemie aufgeben mussten.
«Krasse Ungleichbehandlung der Bevölkerung»
Auch Gastrosuisse zeigt wenig Verständnis für den Bundesratsentscheid. Das Covid-Zertifikat aufs Gastgewerbe auszuweiten, sei «unverhältnismässig» und führe zu einer «krassen Ungleichbehandlung der Bevölkerung», schreibt der Schweizer Gastroverband auf Twitter. Viele Betriebe hätten massive Umsatzeinbussen zu beklagen. «Wir fordern, dass der Bund dafür aufkommt», schreibt der Verband weiter. Könne ein Wirt nachweisen, dass er durch die Zertifikatspflicht weniger Umsatz macht, könne dieser weiterhin finanzielle Unterstützung bekommen, so Bundespräsident Guy Parmelin.
Der Entscheid, das Covid-Zertifikat aufs #Gastgewerbe auszuweiten, ist unverhältnismässig und führt zu einer krassen Ungleichbehandlung der Bevölkerung. Viele Betriebe werden massive Umsatzeinbussen haben. Wir fordern, dass der Bund dafür aufkommt.https://t.co/GDcvBSSKh0
— GastroSuisse (@GastroSuisseCH) September 8, 2021
«Kundinnen und Kunden fühlen sich sicherer»
Optimistischer ist man im Kino Cinewil in Wil. «Ich persönlich halte es für einen guten Entscheid. Es gibt viele Kundinnen und Kunden, die sich darauf freuen», sagt Felicitas Zehnder, Geschäftsführerin des Cinewil. Viele seien zuvor verunsichert gewesen.
Zudem schätze sie die neue Freiheit, die es im Café geben wird, welches zum Kino gehört. «Mit der Zertifikatspflicht dürfen wieder mehr als acht Leute an einen Tisch sitzen und man kann sich frei bewegen», so Zehnder.
Fitness-Abonnenten drohen mit Kündigungen
Wie sich die Ausweitung der Zertifikatspflicht auf die Fitnesscenter auswirken wird, ist für Jacqueline Würmli, Leiterin des «Well Come Fit» in St.Gallen, nur schwer abschätzbar: «Wir sind nicht glücklich mit der Umsetzung und fühlen uns bei gewissen Dingen im Stich gelassen.» Ein Teil der Kundschaft freue sich über das Zertifikat, ein Grossteil drohe aber bereits mit der Abo-Kündigung. «Wir suchen nun Lösungen, wie beispielsweise vergünstigte Tests für unsere Kundschaft», sagt Jacqueline Würmli.
(rhy)