Quelle: tvo
Statt einiger tausend Personen auf dem Landsgemeindeplatz in Appenzell versammeln sich rund 100 auf einer Wiese in Teufen. Dafür muss hier niemand die Faust im Sack machen, wenn eine Abstimmung nicht zu den eigenen Gunsten verlaufen ist.
Denn die «Narregmend» ist eine lustige Aufarbeitung der Landsgemeinde. Da diese heuer wie auch letztes Jahr ausfällt, rückt aber auch bei der «Narregmend» die dafür ursächliche Coronakrise in den Fokus.
Zum Schutz vor dem teuflischen Virus wird vor der Versammlung selbstironisch Knoblauch verteilt. Die Besucherinnen und Besucher greifen begeistert zu, auch wenn sie sich dann doch auf Abstand und Maske verlassen.
Narrenrat mit Alain Berset
Ehrengast im Narrenrat, der das politische Jahr mit viel Witz und Satire aufarbeitet, ist Bundesrat Alain Berset. Oder zumindest jemand, der eine ähnliche Kopfform hat und eine Schutzmaske trägt. Begrüsst wird er von Schauspieler Philipp Langenegger, der den Landammann spielt: «Sönd willkomm, z'suffe gits nütz!»
Geschichtlicher Hintergrund
Der Schauspieler lässt die «Narregmend» seit einigen Jahren wieder aufleben. «Die Veranstaltung wurde 1687 das erste Mal von der Regierung verboten», sagt Langenegger. Diese fand einen Tag nach der Landsgemeinde statt. Auf freiem Felde machten sich die einfachen Leute bei einem Saufgelage lustig über die Regierung.
Trotz Verbot setzte sich die «Narregmend» durch. «Bis die Zeitungen aufkamen», sagt Langenegger, «da ist der Brauch ausgestorben». Seit fünf Jahren wird im Ausserrhodischen aber wieder über die Regierung hergezogen. Sei es der FDP-Ständerat Andrea Caroni, der dieses Jahr einen früher erhalten Schmähpreis wieder abgeben darf.
Oder sogar Bundesrat Alain Berset, der bei der «Eierlesete» mitmacht, und Eier über die ganze Wiese wirft.
(thc)