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Ausländerinnen und Ausländer bei Kapo Graubünden: Nationalität für Polizei zweitrangig

Graubünden

Polizeikommandant: «Der Schweizer Pass spielt keine Rolle»

· Online seit 18.04.2023, 15:07 Uhr
Bei der Bündner Kapo dürfen neuerdings auch Ausländerinnen und Ausländer arbeiten. Für die Regierung und die Polizei ist der Schweizer Pass keine Bedingung für gute Polizeiarbeit.
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«Wie überall merken wir auch bei der Polizei, dass es an Fachkräften mangelt. Mit dieser Anpassung wollen wir den Topf von potenziellen Polizistinnen und Polizisten vergrössern», sagt Peter Peyer, Regierungspräsident und Polizeidirektor des Kantons Graubünden. Wer in Graubünden Polizistin oder Polizist werden möchte, braucht in Zukunft keinen Schweizer Pass mehr. Eine Niederlassungsbewilligung C reicht.

Hohe Anforderungen bleiben

An vielen anderen Vorraussetzungen lasse sich nicht schrauben. «Ein einwandfreier Leumund, eine hohe Sozialkompetenz und körperliche Fitness bleiben Pflicht. Bei Personen ohne Schweizer Pass, die aber in der Schweiz geboren wurden, hier zur Schule gingen und eine Erstausbildung haben, gibt es keinen Grund, warum sie nicht Polizistin oder Polizist werden können», so Peyer. Durch die Änderung werde die Ausbildung nicht einfacher.

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«Aktuell haben wir noch genug Polizistinnen und Polizisten, wir wollen aber vorbereitet sein auf den ausgetrockneten Arbeitsmarkt in drei bis fünf Jahren», sagt Walter Schlegel, Polizeikommandant der Kantonspolizei Graubünden. Die Aufhebung dieser Anforderung erweitere das Gefäss von potenziellen Bewerberinnen und Bewerbern um rund 1000 Personen.

Sprachliche Vorteile

In einigen anderen Schweizer Kantonen wie Basel-Stadt und Schwyz gibt es die Regel schon, die Erfahrungen sind positiv. «Durch unsere Topografie mit den Tälern erhoffen wir uns, Leute zu gewinnen, welche die Sprache der Region beherrschen, etwa Italienisch, oder aber auch Portugiesisch», sagt Schlegel.

Der Kommandant geht von «gemischten Gefühlen» seitens der Bevölkerung aus. «Wir werden das erfahren und spüren. Es zählen aber natürlich die Personen und ihre Charaktere – und es spielt keine grosse Rolle, ob jemand nun den Schweizer Pass oder die C-Bewilligung hat.» Viel mehr komme es auf die Belastbarkeit an. «Jede Person wird gut durchleuchtet.»

Keine Vorreiterfunktion für andere Kantone

Im FM1-Land ist die Öffnung für Ausländerinnen und Ausländer ein Unikum. Eine einheitliche Regelung ist noch nicht in Sicht, obwohl die Aspirantinnen und Aspiranten in Amriswil alle gemeinsam zur Schule gehen.

«Wir wollen kein Vorbild für die anderen Kantone sein. Jeder Kanton muss selbst entscheiden, wie er das handhaben möchte», sagt Peyer. Es gebe jedoch einen regen Austausch mit den anderen Kantonen.

Kommandant Walter Schlegel stimmt dem zu. Es stehe nicht im Vordergrund, diesbezüglich eine Vorreiterrolle zu übernehmen. «Wir wollen eine Basis für die Zukunft schaffen. Für den Polizeiberuf ist es wichtig, genügend gute Fachkräfte zu haben. Nun erweitern wir den Personenkreis mit Leuten, die dafür in Frage kommen könnten.»

veröffentlicht: 18. April 2023 15:07
aktualisiert: 18. April 2023 15:07
Quelle: FM1Today

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