Ostschweiz

«Leute gehen mit Flip Flops zu Berg»: Alpstein-Wanderer sorgen für Unverständnis

Schlechte Ausrüstung

«Leute gehen mit Flip Flops zu Berg»: Alpstein-Wanderer sorgen für Unverständnis

27.05.2022, 18:45 Uhr
· Online seit 27.05.2022, 17:53 Uhr
Das Wetter lockt momentan viele Berggänger in den Alpstein. Doch das Gebiet ist nicht ohne. Immer wieder kommt es zu fatalen Unfällen. Diese könnten zum Teil mit guter Vorbereitung verhindert werden. Eine wichtige Rolle spielt dabei vor allem die richtige Ausrüstung.
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Am Donnerstagmorgen ist es im Alpstein zu einem tödlichen Bergunfall gekommen. Ein Berggänger rutschte auf einem Schneefeld aus und stürzte in den Tod. Im Alpstein kommt es immer wieder zu solchen Vorfällen. Im vergangenen Sommer beispielsweise stürzten mehrere Wanderer beim Äscher ab. Seit diesem Februar wird zudem ein Argentinier vermisst. Er war vermutlich ohne angemessene Ausrüstung im Alpstein unterwegs – und kam nicht mehr zurück.

Die Ursachen für solche Unfälle sind vielfältig. Ein Punkt, der immer wieder zu reden gibt, ist die Ausrüstung der Wanderer. «Zum Teil gibt es Leute, die absolut schlecht ausgerüstet sind. Diese gehen mit Flipflops zu Berg», erklärt Roland Koster, Mediensprecher der Kantonspolizei Appenzell Innerrhoden, gegenüber FM1Today. Die schlechte Ausrüstung könne schlimme Folgen haben – im Winter und im Sommer. Beispielsweise wenn die Wanderwege im Frühling noch nicht sommertauglich gemacht wurden. Ob mangelhafte Ausrüstung beim Unfall am Donnerstag ebenfalls eine Rolle spielte, ist indes nicht klar.

Warnhinweise werden ignoriert

Koster weist zudem darauf hin, dass an sämtlichen Eingängen zum Alpstein Warnschilder angebracht seien, wenn die Wanderwege noch geschlossen sind. Auf den Schildern werde über die Gefahren informiert. «Ich musste aber diesen Winter feststellen, dass diese Warnungen ignoriert werden», so Koster.

In den Sommermonaten gibt es keine Warntafeln. Koster betont aber, dass sich die Berggänger an die Wanderwegmarkierungen halten sollen. Berg- und Alpinwanderwege seien unterschiedlich gekennzeichnet und schweizweit genormt.

Zum Teil kein Weg sichtbar

Bergwanderwege sind gemäss SAC-Wanderskala mit einer weiss-rot-weissen Markierung versehen. Bei solchen Routen ist der Weg am Boden nicht unbedingt sichtbar. Die Wege können zudem zum Teil exponierte Stellen mit Absturzgefahr oder auch Geröllflächen und weglose Schrofen beinhalten. Gute Trekkingschuhe, elementare Alpinkenntnisse sowie Orientierungsvermögen sind ein Muss.

Noch gefährlicher sind Alpinwanderwege. Sie sind weiss-blau-weiss gekennzeichnet. Auf solchen Routen gibt es teilweise keinen ersichtlichen Weg. An gewissen Stellen braucht man die Arme, um vorwärtszukommen. Das Gelände ist recht exponiert und kann Firnfelder oder Gletscherpassagen beinhalten. Für solche Wege sind Bergschuhe, sichere Geländebeurteilung, sehr gutes Orientierungsvermögen und alpine Erfahrung unumgänglich, denn ein Rückzug bei einem Wettersturz in solchem Terrain könnte schwierig werden.

Vorbereitung ist wichtig

Diese Wegweiser sind im Alpstein selbst nicht erklärt. Die Polizei appelliert darum an die Eigenverantwortung der Wanderinnen und Wanderer. «Wir setzen voraus, dass sich Berggänger auf eine Wanderung vorbereiten. Also wo will ich hin, was muss ich mitnehmen, was brauche ich an Ausrüstung, gibt es Verpflegungsmöglichkeiten?  All das sollte im Vorfeld klar sein», sagt Koster.

Koster rechnet damit, dass in den nächsten Tagen und auch über Pfingsten viele Bergbegeisterte den Weg in den Alpstein finden – hoffentlich gut vorbereitet.

Wissen, was man tut

Dass die Vorbereitung und Planung wichtig sind, weiss auch Andreas Brunner aus Mels. Er ist seit über drei Jahrzehnten Bergführer. Denn Bergwandern berge, wie andere Sportarten auch, Gefahren. «Man muss wissen, was man macht und wie man es ausübt», so Brunner gegenüber TVO.

Brunner weist ebenfalls auf die Wanderskala hin. Der Wanderweg, auf dem es diese Woche zum Unfall kam, ist ein Bergwanderweg der Kategorie «T3». «So einen Weg kann nicht jeder laufen, da braucht es gewisse Anforderungen», erläutert Brunner. Dazu gehöre neben Fachwissen auch die Ausrüstung. Zudem hat der Bergführer noch einen Tipp: «Umkehren ist besser, als sich in Gefahr zu begeben.»

Bergführer Andreas Brunner spricht im TVO-Beitrag über die Tücken des Bergwanderns:

Quelle: tvo

veröffentlicht: 27. Mai 2022 17:53
aktualisiert: 27. Mai 2022 18:45
Quelle: FM1Today

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