In England und Irland hat die als hochansteckend geltende Omikronvariante Delta bereits als dominante Version des Coronavirus verdrängt. Der Anteil an den Neuinfektionen beträgt im Vereinigten Königreich laut Gesundheitsminister Sajid Javid bereits über 60 Prozent. Auch in der Schweiz steigt der Anteil an Omikron-Infizierten, von 11'451 bestätigten Fällen am Mittwoch entfielen 14,7 Prozent auf die Mutation. Dieser Anteil wird in den kommenden Wochen vermutlich steigen. Zeit, zu klären, wo die (bisher bekannten) Unterschiede zwischen einer Omikron- und einer Deltainfektion liegen.
Geschmacks- und Riechverlust bei Omikron viel seltener
Erste Studien aus Südafrika, wo Omikron erstmals gehäuft identifiziert werden konnte, und aus Hotspot Grossbritannien zeigen, dass Omikron besonders ein Symptom von Delta unterscheidet: Der Verlust von Geschmacks- und Geruchssinn tritt bei Omikron-Infizierten sehr viel seltener auf, als bei Personen die eine Deltaansteckung durchmachen.
Gemäss den Datensammlern des weltgrössten Covid-Trackingprojekts «ZOE Covid Study» sind bei einer Infektion mit Omikron vor allem fünf Symptome prägend: Eine laufende Nase, Kopfschmerzen, Ermüdungssymptome, häufiges Niesen und ein entzündeter Hals und damit einhergehende Schmerzen.
Nur vorläufige Ergebnisse
Ermüdung, Kopf- und Halsschmerzen kommen allerdings auch bei einer Deltainfektion häufig vor. Anhaltspunkte, um die Varianten zu unterscheiden, liefern bisher vor allem die Symptome Husten sowie der Verlust von Geschmacks- und Geruchssinn – was für Delta spricht – und eine laufende Nase und Niesen, was eher auf Omikron hindeutet. Bei diesen Ergebnissen handelt es sich aber nur um vorläufige Erkenntnisse, eine klare Diagnose ist damit nicht möglich.
Zwei neue britische Studien bestätigen hingegen erste Feststellungen aus Südafrika, wonach Omikron zwar sehr ansteckend ist, die Krankheitsverläufe aber meist milder ausfallen als bei der Deltavariante. Eine Schätzung eines Londoner Forschungsteams belief sich nach der Untersuchung von ingesamt über 300'000 Coronafällen, wovon 56'000 Omikroninfektionen waren, auf ein um 40 Prozent geringeres Risiko, eine Nacht oder länger im Spital bleiben zu müssen, wenn man Omikron erwischt.
Allerdings sind auch diese Daten noch mit Vorsicht zu geniessen, da die Beobachtungen über eine begrenzte Zeitdauer erfolgten.
Pietro Vernazza bezeichnet Omikron als «fast natürliche Impfung»
Der bekannte St.Galler Infektiologe Pietro Vernazza teilt die Einschätzung, dass Omikron milder ist als Delta ebenfalls. Er erklärte kürzlich gegenüber TVO, dass man Omikron beinahe als natürliche Impfung bezeichnen könne. Man habe bisher bei allen Virenvarianten, mit denen die Menschheit konfrontiert wurde, gesehen, dass die Verläufe aufgrund von Mutationen und Adaptionen an den Menschen milder würden. Vernazza geht davon aus, dass dies auch beim Coronavirus der Fall ist.
(con)