Ostschweiz
St. Gallen

Kanton St.Gallen: Regierung passt Spitalstrategie nach Widerstand an

Spitalbotschaft

St.Galler Regierung passt ihre Spitalstrategie an

27.02.2020, 18:38 Uhr
· Online seit 27.02.2020, 09:00 Uhr
Die St.Galler Regierung hat ihre Strategie «4plus5» für die kantonalen Spitäler angepasst. Die Ärzte werden in den Gesundheits- und Notfallzentren stärker involviert, der Standort Wattwil soll ein Kompetenzzentrum werden.

Quelle: TVO

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Die Regierungen der Kantone Appenzell Innerrhoden, Appenzell Ausserrhoden, Graubünden, Glarus und St.Gallen haben am Mittwoch eine Absichtserklärung für eine gemeinsame Spitalstrategie unterzeichnet. Nur einen Tag später folgt bereits die neue Spitalbotschaft der St.Galler Regierung.

Die Strategie «4plus5», mit Spitälern in Grabs, Uznach, Wil und St.Gallen und Gesundheits- und Notfallzentren (GNZ) in Altstätten, Wattwil, Flawil, Rorschach und Walenstadt, wurde in mehreren Punkten angepasst. Der Grund für die Anpassung waren die Rückmeldungen aus der Vernehmlassung, über hundert Parteien, Gemeinden, Kantone, Spitäler, Ärzte-Gruppierungen, Berufsverbände, Organisationen und Privatpersonen haben sich gemeldet.

Das sind die wichtigsten Anpassungen:

Weniger Vorgaben bei den Gesundheits- und Notfallzentren

Dass Gesundheits- und Notfallzentren aufgebaut werden, ist in der Regierung unbestritten. «Eine uniforme Ausgestaltung ist jedoch nicht zielführend», heisst es. Das bedeutet: Die Ärzte sollen festlegen, wie die konkreten Betriebszeiten und wie das Bettenangebot aussehen soll. Dazu sprechen sie sich mit den Spitälern ab. Die GNZ werden durch Private betrieben, sollten keine gefunden werden, beauftragt der Kanton die Spitalverbunde.

Sonderstellung Walenstadt und Wattwil

Für den Standort Walenstadt gibt es noch keine Entscheidung. Zuerst wird mit den anderen Kantonen – Graubünden und Glarus – abgeklärt, wie weit eine Zusammenarbeit Sinn ergibt. «Diese Abklärungen will die Regierung bis voraussichtlich 2024 abschliessen. Dieser Zeitplan ist möglich, weil das Spital Walenstadt in seiner aktuellen Form ohnehin bis 2027 fortgeführt wird», heisst es. Möglich ist danach eine Weiterführung mit einem stationären Angebot oder ein GNZ.

In Wattwil soll zum GNZ ein Kompetenzzentrum für spezialisierte und hochspezialisierte Pflege unter der Trägerschaft der Solviva entstehen. So könne eine Nische besetzt werden. Das Angebot für die Alkoholkurzzeittherapie wird weitergeführt. «Daneben würden Personen mit abgeschlossener Behandlung im Akutspital, aber keiner ausreichenden pflegerischen Betreuung zu Hause oder noch fehlendem Pflegeplatz im Alters- und Pflegeheim eine Übergangslösung erhalten. Mit diesen Massnahmen werden Arbeitsplätze und Wertschöpfung im Toggenburg erhalten», teilt die Regierung mit.

Ambulante Tätigkeiten eingeschränkt

Generell gilt, dass die Spitalverbunde nur unterstützend zu den Ärzten tätig sind. Das heisst: «Bezüglich den GNZ bedeutet dies, dass die Spitalverbunde diese in Kooperation mit weiteren Leistungserbringern nur betreiben, soweit dieses Angebot nicht hinreichend durch private Leistungserbringer aufgebaut und sichergestellt wird.» Konkret heisst das, dass Private den Vorrang haben.

Interkantonale Zusammenarbeit

Durch die Unterzeichnung der Absichtserklärung vom Mittwoch soll eine interkantonale Spitalplanung möglich sein. Es können auch noch weitere Kantone dazu kommen. So sollen «Überkapazitäten abgebaut und eine Mengenausweitung vermieden werden».

Personal und Ausbildung

In der Vernehmlassung wurden häufig Bedenken geäussert, dass das Personal und die Ausbildung unter der Strategie «4plus5» leiden würden. «Der Personalbedarf aller Spitalverbunde reduziert sich im Jahr 2018 gegenüber heute um 65 Stellen», teilt die Regierung mit. Und: «Die Regierung ist bestrebt, während der Weiterentwicklung der Spitalstrategie und nach Abschluss das heutige Ausbildungsvolumen möglichst sicherzustellen.»

Organisation der Spitalverbunde anpassen

Mehrfach wurde gefordert, die Spitalverbunde zusammenzulegen. Diesen Vorschlag will die Regierung vertieft prüfen.

Zu diesen Hauptpunkten kommen noch einige Anpassungen im Finanzbereich, insbesondere in der Veröffentlichung der Zahlen. Ausserdem hat die Regierung einige Kritikpunkte bewusst nicht berücksichtigt. So zum Beispiel die Prüfung weiterer Varianten anstelle der «4plus5»-Strategie, die Wahl der Spitalstandorte oder den Verkauf der Standorte.

Abstimmung im Herbst/Winter 2020

«Die Regierung ist überzeugt, dass die nun vorliegende Strategie die beste Lösung ist», heisst es. Jetzt muss der Kantonsrat über diese Strategie beraten. Die Bevölkerung wird voraussichtlich im Herbst/Winter 2020 das letzte Wort haben.

Die ausführlichen Dokumente zur St.Galler Spitalstrategie gibt es hier.

(red.)

veröffentlicht: 27. Februar 2020 09:00
aktualisiert: 27. Februar 2020 18:38
Quelle: FM1Today

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