Ein Molotowcocktail und Steine flogen. Reizgas und Gummischrot. Die Situation in der St.Galler Innenstadt eskalierte kurzzeitig. Wie konnte das geschehen?
Eine vernünftige Aufarbeitung dürfte wohl noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Trotzdem kann man schon ein paar Dinge dazu sagen. So begann der Abend äusserst friedlich. Ein paar Menschen trafen sich, tranken zusammen ein paar Bier.
Dummheit, Gelegenheit und die Masse
Natürlich hielten sich nicht alle an die geltenden Massnahmen. Für die Polizei war das noch kein Grund, einzugreifen. Völlig zu Recht. Erst später flogen plötzlich vereinzelt Flaschen gegen die Polizisten. Doch: Die Gewalt war keine Aktion einer Gruppe, das waren Einzelpersonen, die offensichtlich «Action» suchten. Das war keine Kritik an Corona-Massnahmen oder irgendein politisches Statement. Das war schlicht und einfach Dummheit gepaart mit einer Gelegenheit und dem Schutz der Masse.
Wer zu diesem Zeitpunkt mit den Personen sprach, merkte rasch, dass auch hier die meisten gegen Gewalt sind und mal wieder einen gemütlichen Abend verbringen wollten. Nicht wenige kamen auch einfach als Schaulustige vorbei. Natürlich vermissen alle die Partys, den Ausgang, die Umarmungen, die Nähe und Feste. Aber die ganz grosse Mehrheit sieht in der Gewalt keine Antwort auf diese Unzufriedenheit.
Quelle: FM1Today
Einmal mehr leiden die falschen Leute
Es waren einige wenige Krawallbrüder, die sich am späteren Abend und in der Nacht auslebten. Dazu kamen ein paar Mitläufer, welche die günstige Gelegenheit sahen, im Schutz der Masse etwas zerstören zu können oder die Polizei zu beleidigen. Das war zu einem Zeitpunkt, als viele der friedlichen Menschen sich bereits auf den Heimweg machten (oder sonst wo hin), weil die Stimmung zu kippen drohte.
Was bleibt? Hoher Schaden, den Leute ausbaden müssen, die nichts mit dem zu tun hatten. Die Erkenntnis, dass in jeder grösseren Gruppe von Menschen auch immer ein paar Idioten dabei sind. Und die Wut und Enttäuschung.
Was es jetzt braucht, ist eine Perspektive. Das Bedürfnis, zu feiern, verschwindet nicht einfach, wenn man Clubs schliesst und Menschenansammlungen verbietet. Diese Sorgen muss man ernst nehmen. Mit Gewalt kommt man hier jedoch keinen einzigen Schritt weiter. Wegen ein paar Dutzend Idioten jedoch gleich den Dialog abzubrechen, bringt niemanden weiter. Wenden wir uns stattdessen an die vernünftigen Personen. Denn diese waren auch am Freitagabend in der St.Galler Innenstadt in der überwiegenden Mehrheit. Das sollte immerhin ein bisschen Hoffnung geben.