Quelle: FM1Today/Noah Hartmann/Tim Allenspach
Vereinzelt stehen Tische mit kleinen Kisten in der grossen Eventhalle. Im Hintergrund rattert ein Zug am Güterbahnhof vorbei. Es ist das einzige Geräusch, das an den kalten Wänden abprallt und verklingt. «Ja, es ist fast leer hier drin», sagt Frederick Mangold und schaut in eine halbvolle Kiste mit Lebensmitteln.
Nach grosser Anteilnahme folgte Desinteresse
Vor mehr als einem Monat haben die beiden HSG-Studierenden Frederick Mangold und Emilia von Albertini den Verein «St.Gallen helps Ukraine» gegründet. In der Eventhalle Hektor stapelten sich zu Beginn hunderte Kisten mit Hilfsgütern für die Ukraine. «In der Anfangsphase spendeten unglaublich viele Menschen, das war richtig schön», erinnert sich Mangold. Die Güter seien dann von der ukrainischen Botschaft in St.Gallen abgeholt und in die Ukraine gebracht worden. «So haben wir sichergestellt, dass die Sachspenden sicher im Land ankommen.»
Mittlerweile hat sich diese Hilfsbereitschaft gelegt. «Jetzt, mehr als einen Monat nach Kriegsbeginn, haben sich die Schweizer an den Krieg gewöhnt und es wird sehr wenig gespendet», sagt der HSG-Student und schaut dabei bedrückt auf den Boden. Seine Kollegin Emilia von Albertini pflichtet ihm bei: «Diese Situation ist unglaublich schwer für uns.»
Bilder und Geschichten geben Motivation
Aufgeben kommt für die beiden Studierenden nicht infrage. «Ich schöpfe meine Motivation vor allem aus den Bildern der Menschen, die in der Ukraine unsere Hilfsgüter bekommen», sagt Mangold. Im Kriegsgebiet seien nach wie vor Lebensmittel und medizinische Güter knapp. «In der Ukraine braucht man unsere Hilfe immer noch.»
Für Emilia von Albertini hat das Spendensammeln auch eine persönliche Note. «Ich selbst habe Familie in der Ukraine und bekomme den Krieg direkt mit.» Deshalb wolle sie noch nicht aufhören mit dem Sammeln und sich weiterhin dafür einsetzen.
Die schönen Erinnerungen bleiben
Unter der Woche nehmen die beiden jeweils am Abend Spenden entgegen und versuchen den Rest des Tages ihrem Studium zu widmen. «Das Studieren und meine ehrenamtliche Tätigkeit bringe ich kaum unter einen Hut. Ich schiebe viele Nachtschichten», sagt Mangold. Es sei aber jede Minute wert, die er investiere und man erlebe auch viele schöne Dinge. «Ich erinnere mich gerne an die Flüchtenden, die in Teufen mit dem Bus angekommen sind und plötzlich in Sicherheit waren», sagt von Albertini und lächelt. Sie werde diese glücklichen Gesichter nie mehr vergessen.
Am Freitag fährt der nächste Lastwagen in die Ukraine
Für die Mitglieder des Vereins «St.Gallen helps Ukraine» beginnt nun der Endspurt. Denn schon diesen Freitag verlässt der nächste Hilfsgüter-Lastwagen St.Gallen in Richtung Ukraine. Bis zum Ende der Woche wollen die beiden noch so viele Sachspenden sammeln, wie möglich.