Wieso hält der Kanton St.Gallen am Präsenzunterricht fest?
Stefan Kölliker: Der Bundesrat hat diesbezüglich keine Massnahmen ergriffen und gesagt, es sei Sache der Kantone. Die Situation hat sich in St.Gallen stark verbessert. Wir haben das mit den anderen Kantonen abgesprochen. Praktisch alle werden die Schulen auf allen Stufen im Präsenzunterricht weiterführen – ausser im tertiären Bereich.
In gewissen Kantonen sind Berufs- und Mittelschulen im Fernunterricht. Stand das auch in St.Gallen zur Debatte?
Wir hatten viel Hektik in dieser Woche. Wir haben uns mit den Rektoren der Berufs- und Mittelschulen abgesprochen. Für uns ist klar, wir haben keine Notlage. Es ist auch nicht so, dass eine Notlage kurz bevorsteht. Die Befürchtung im Zusammenhang mit dem neuen mutierten Virus hat sich nicht bestätigt. Schülerinnen und Schüler sind nicht mehr gefährdet als andere und übertragen das Virus auch nicht stärker. Diesbezüglich hat man Entwarnung bekommen. Die Situation hat sich beruhigt und die Aussichten sind in Ordnung.
Es gab Streiks unter den Berufsschülern. Was können die Berufsschulen in solchen Fällen unternehmen?
Es gelten Regeln in den Schulen. Solche Fälle gab es auch schon im Zusammenhang mit den Klimastreiks. Die Schuldirektoren sind jetzt angewiesen, dass sie die Regeln über Disziplinarmassnahmen durchsetzen. Die Schule hat stattzufinden und die Schülerinnen und Schüler müssen zum Unterricht erscheinen. Sonst können die Schulen Verweise aussprechen. Massnahmen werden zuerst angedroht, dann werden sie ausgesprochen. So weit wollen wir es nicht kommen lassen. Man kann zuerst miteinander reden.
Der Kanton Zürich hat eine Maskenpflicht für Schülerinnen und Schüler ab der vierten Klasse beschlossen. Wäre dies in St.Gallen auch in Frage gekommen?
Auch das wurde interkantonal besprochen. Die meisten Kantone mit wenigen Ausnahmen werden keine Maskenpflicht auf der Primarstufe vorsehen. Die Situation ist nicht anders als im Herbst. Daher gibt es keinen Anlass, etwas zu ändern. Wenn sich die Situation verändert und eine Notlage eintrifft, müssen wir die Möglichkeit für weitere Eskalationsstufen haben. Es ist durchaus möglich, dass wir die Situation neu beurteilen müssen. Solche Änderungen können innert weniger Tage umgesetzt werden.
Nach dem Shutdown im Frühling kehrten die Schüler im Halbklassen-Modell in die Schulen zurück. Nun will man darauf verzichten. Waren die Erfahrungen damit so schlecht?
Auch dies wäre eine denkbare Eskalationsstufe. Im letzten Jahr ging es beim Halbklassen-Unterricht aber darum, jenen Schülern, welche im Fernunterricht abgehängt wurden, mehr Raum und Zeit zu geben. Diese Situation gibt es im Moment nicht. Deshalb heisst es für uns, entweder die Schulen bleiben komplett offen oder wir wechseln komplett in den Fernunterricht.
Wie sollen Ansammlungen von Schülern vermieden werden?
Dieses Problem ist uns bewusst. Auf der Sekundarstufe II geht es vor allem um die Mensen. Die Verpflegung muss gewährleistet sein. Wir haben die Schulen angewiesen zu prüfen, wie mehr Raum geschaffen werden kann. Weitere Räumlichkeiten sollen für die Mittagsverpflegung zur Verfügung gestellt werden. So soll die Häufung von Schülern verhindert werden.
Die Regierung wünscht sich, dass Lehrpersonen möglichst früh geimpft werden. Wie wäre eine vorrangige Impfung durchsetzbar?
Im Detail können wir das noch nicht sagen. Es soll den Lehrpersonen möglich sein, nicht als letzte geimpft zu werden. Die nationale Impfstrategie sieht dies zwar nicht vor. Wir setzen uns aber dafür ein.
(abl/dab)