Am Samstag und Sonntag stehen die «Bösen» wieder in Zwilchhosen im Sägemehl und versuchen ihren Gegner zu Fall – und optimalerweise auf die gesamte Rückenfläche – zu bringen. Höchste Zeit also den Schwingsport im Allgemeinen und das ESAF im Spezifischen genauer unter die Lupe zu nehmen.
ESAF, was ist das überhaupt?
Das Eidgenössiche Schwing- und Älplerfest, kurz ESAF, findet alle drei Jahre statt. Dabei stehen Wettkämpfe im Schwingen, Hornussen und Steinstossen auf dem Programm. Das letzte ESAF fand 2019 in Zug statt. Beim diesjährigen ESAF in Pratteln kämpfen insgesamt 268 Athleten aus fünf schweizerischen Teilverbänden und sechs ausländischen Verbänden um den Titel des Schwingerkönigs. Beim Spektakel in Pratteln werden etwa 400'000 Besucherinnen und Besucher erwartet.
Um was geht es beim Steinstossen?
Grundsätzlich ist das Steinstossen am ESAF ziemlich simpel: Wer den Stein am weitesten wirft, gewinnt. Von insgesamt drei Versuchen zählt die beste Weite. Dabei gibt es unterschiedliche Kategorien, respektive Steingrössen: Der einhändige Wurf mit dem 20kg-Stein mit Anlauf, der einhändige Wurf mit dem 40kg-Stein aus dem Stand oder der Wurf des sogenannten Unspunnensteins (ein 83.5kg schwerer Stein) mit Anlauf. In der Qualifikation für den Wettkampf am ESAF betrug die Bestweite in der Kategorie des Unspunnensteins beispielsweise 3.90 Meter.
Wie sieht das Festgelände in Pratteln aus?
Im Norden des Areals befinden sich diverse Festzelte, der Gabentempel mit der dazugehörigen Gabenbar und dem Gabenrestaurant sowie ein Public Viewing. Der «Festplatz Süd» zeichnet sich durch das Athletendorf und ein weiteres Public Viewing aus. Gleichzeitig befinden sich im Westen des Geländes alle VIP-Zelte, das SRF-Public Viewing und der Steinstoss-Platz.
Herzstück des Festgeländes in Pratteln ist die Arena mit ihren sechs Schwingplätzen. Sie bietet knapp 51'000 Zuschauern Platz und ist somit die «grösste temporäre Arena der Welt».
Was steht alles auf dem Programm?
Los geht es bereits am Donnerstag mit dem «ESAF Open-Air», bei dem Künstler wie Lo & Leduc auftreten. Am Freitag geht es dann mit dem Hornussen, dem Fahnenempfang und dem Festumzug weiter. Ab Samstag, 8 Uhr, gilt es für die Schwinger im traditionellen Anschwingen ernst, die Spitzenpaarungen zum Auftakt des ESAF sind seit dem 24. August bekannt. Gleichzeitig beginnen auch die Steinstosser ihren Wettkampf. Der Sonntag gilt als grosser Finaltag im Schwingen und Steinstossen. Im Schlussgang, der auf 16.45 Uhr angesetzt ist, wird üblicherweise der neue Schwingerkönig ermittelt.
Welche Regeln gelten beim Schwingen?
Der Wettbewerb ist in unterschiedliche Gänge unterteilt, bei denen sich zwei Schwinger gegenüberstehen. Das Ziel: Den Gegner mit dem Rücken ganz oder bis zur Mitte beider Schulterblätter gleichzeitig ins Sägemehl zu drücken. Nach jedem Kampf gibt es Noten. Diese Noten reichen von einer 8.50 oder 8.75 (bei einer Niederlage) über eine 8.75 oder eine 9.00 (bei einem Unentschieden, im Fachjargon ein «Gestellter») bis hin zu einer 9.75 oder einer glatten 10.00 (bei einem Sieg). Die Kampfdauer variiert dabei zwischen mindestens fünf Minuten im ersten und zweiten Gang und 16 Minuten im Schlussgang. Die Gangdauer der ersten beiden Gänge bestimmt das ESAF in Pratteln selbst. Beim ESAF in Zug 2019 wurde die Gangdauer der ersten beiden Gänge auf sechs Minuten festgelegt. Die beiden besten Schwinger nach sieben Gängen treffen sich in einem «Finale». In ebenjenem finalen Schlussgang kristallisiert sich dann in der Regel der neue Schwingerkönig heraus.
Welche Preisgelder werden ausgeschüttet?
Im Schwingsport gibt es kein Preisgeld in Form einer Geldsumme, sondern Preise, die im Gabentempel ausgesucht werden können. Die insgesamt 360 Preise im Gabentempel reichen von Whirlpools über Waschmaschinen bis hin zu Motorrädern. Traditionell erhält der Schwingerkönig einen Muni, der in den meisten Fällen an den spendenden Züchter zurückverkauft wird.
Der Siegermuni für das ESAF in Pratteln wurde bereits ausgesucht. Er ist etwa eine Tonne schwer und hört auf den Namen «Magnus».
Welche Ostschweizer Schwinger zählen zu den Favoriten?
Besonders Samuel «Sämi» Giger und Werner Schlegel zählen zu den Favoriten aus dem Nordostschweizer Schwingerverband (NOSV). Giger reist dabei als frischgebackener Schwägalp-Schwinget-Rekordsieger ins Baselbiet. Der Kranzfestsieg vor zwei Wochen dürfte dem Thurgauer zusätzlich Selbstvertrauen für das Eidgenössische Schwing- und Älplerfest gegeben haben. Titelverteidiger ist Christian Stucki, der am letzten ESAF 2019 in Zug zum Schwingerkönig gekrönt wurde. Der 37-jährige Berner musste aufgrund eines Muskelfaserrisses im Training um die Teilnahme am Eidgenössischen in Pratteln zittern – am Donnerstag bestätigt er aber, dass er definitiv im Sägemehl stehen wird.
Wenn du dich nun bereit fürs ESAF in Pratteln fühlst, dann beweis dein (eben dazugewonnenes) Wissen im grossen ESAF-Quiz.