Albert Rösti ist oft am Lachen, wenn er dieser Tage Gespräche führt im Bundeshaus. Er hat in der Tat gut lachen, seine Ausgangslage ist ausgezeichnet. Obwohl der SVP-Überraschungskandidat Hans-Ueli Vogt zu einem respektierten Mitbewerber geworden ist, könnte ihn nur noch eine überraschende Dynamik, ausgehend von links, ins Amt hieven.
Vogt müsste links punkten
Politisch betrachtet, haben die SP, die Grünen und auch die Grünliberalen eigentlich mehr Übereinstimmungen mit dem gesellschaftsliberalen Zürcher als mit Rösti, der gerade wegen seiner Nähe zur Erdölindustrie in die Kritik geraten ist. Ferner: Mit der Wahl des ersten öffentlich homosexuellen Bundesrates könnten die progressiven Kräfte, die auf Diversität bedacht sind, einen gesellschaftspolitischen Meilenstein setzen.
Rösti gilt als ausgeglichen
Die Linke hält sich indes auffällig bedeckt, was den Rechtsprofessor betrifft. Rösti scheint für sie genauso wählbar zu sein wie Vogt. Beide kompetent und konziliant. Die rot-grünen Gegner Vogts argumentieren aber, sein damaliges Engagement für die Selbstbestimmungsinitiative, welche die Kündigung der Europäischen Menschenrechtskonvention in Kauf genommen hätte, habe sie nachhaltig schockiert.
Andere zweifeln an seinem Format – zu unausgeglichen für einen Bundesrat, heisst es. Anders als der gesetzte und geerdete Berner Rösti, den kaum etwas aus der Ruhe bringt. Dessen grösster Vorteil ist und bleibt: Alle kennen ihn bestens, mögen ihn persönlich, wissen genau, wie er tickt, der Agronom aus Uetendorf, der natürlich auch auf die Bauern zählen kann.
Fazit: Rösti wird wohl Bundesrat
Bei den Bürgerlichen ist Albert Rösti eine grosse Mehrheit der Stimmen auf sicher, das zeigen Recherchen der Today-Bundeshausredaktion. Hans-Ueli Vogt dürfte insbesondere bei seinen ehemaligen Kollegen in der nationalrätlichen Rechtskommission punkten. Doch selbst wenn auch seine Zürcher Hausmacht und die linken Parlamentarierinnen und Parlamentarier mehrheitlich ihn wählen, reicht es wohl nicht für Vogt. Gut möglich, dass Rösti sogar schon im ersten Wahlgang durchmarschiert.