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Frauenanteil in Schweizer Chefetagen ist deutlich gestiegen

Gleichstellung

Frauenanteil in Schweizer Chefetagen ist deutlich gestiegen

· Online seit 24.01.2023, 12:15 Uhr
Die Geschäftsleitungen der grössten börsenkotierten Schweizer Unternehmen verzeichnen einen deutlich höheren Frauenanteil als zuvor. Die Schweiz nähert sich damit im Europa-Vergleich den Spitzenländern an.
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In den Geschäftsleitungen der grössten börsenkotierten Schweizer Unternehmen sitzen zunehmend Frauen. So ist der dortige Frauenanteil im letzten Jahr deutlich gestiegen. Im Europa-Vergleich nähert sich die Schweiz nun den Spitzenländern.

Konkret nahm der Anteil der Frauen in den Chefetagen der 20 im Swiss Market Index vertretenen Konzerne um fünf Prozentpunkte zu. Betrug der Frauenanteil letztes Jahr noch ein Fünftel, stieg dieser nun auf ein Viertel, wie eine Auswertung des Personalberaters Russell Reynolds Associates vom Dienstag ergab. In keinem anderen europäischen Land habe es im letzten Jahr einen solchen Sprung gegeben.

Schweiz in Europavergleich auf dem sechsten Rang

In der Folge hat die Schweiz laut der Auswertung im Europa-Vergleich Deutschland und Dänemark überholt und liegt nun in der Rangliste auf dem sechsten Platz. Vor der Schweiz platziert sind Spitzenreiter Grossbritannien, mit einem Frauenanteil von 29 Prozent, Norwegen, Schweden, Finnland und Frankreich.

Laut der Studie sind vor allem SMI-Unternehmen aus der Finanzbranche beim Frauenanteil führend. So stehe die UBS mit 42 Prozent an der Spitze, gefolgt von der Partners Group, der CS und der Zurich.

Bei kleinere Firmen sehe es anders aus

Die Studie zeigt aber auch, dass bei den kleineren Unternehmen, die nicht Teil des SMI sind, der Frauenanteil in den Geschäftsleitungen allerdings noch geringer ist. Hier liegt das Plus nur bei 0,8 Prozentpunkten.

Helena Trachsel, Gleichstellungsfachstelle Kanton Zürich, hat gegenüber Ch Media Radio News die Studie kommentiert. Sie macht darauf aufmerksam, dass 2021 erstmals für börsenkotierte Firmen ein Geschlechterrichtwert eingeführt wurde. «Das heisst, die börsenkotierten Firmen werden auch nach Frauenanteil bewertet in ihren obersten Gremien. Also sind mindestens 30 Prozent Frauenanteil auf Verwaltungsratsebene und 20 Prozent auf Geschäftsleitungsebene verlangt.»

Führungsetagen der Schweizer Top-Unternehmen sind weiblicher geworden

Firmen hätten nun den Druck, diese Erwartung des Gesetzes zu erfüllen. Bei Bewerbungsverfahren werde nun vermehrt auf den Frauenanteil geachtet, sagt Trachsel.

Somit würde man Männern nun öfters absagen beim Bewerbungsverfahren mit der Begründung: sorry, falsches Geschlecht. Es wird auf Diversität geachtet. Diese Ausgangslage habe dem Frauenanteil sicher Schwung gegeben, so Trachsel.

Die Führungsetagen der Schweizer Top-Unternehmen seien laut der Studie übrigens nicht nur weiblicher geworden, sondern auch internationaler, sagt Trachsel. Der Ausländeranteil beträgt nun in den SMI-Konzernleitungen 73 Prozent und bei den SMIM-Firmen 55,4 Prozent.

Die Stunde der Frauen

Auch für nicht-börsenkotierte Firmen ist es wichtig, Frauen an Board zu haben. Interessant ist aber die Tatsache, dass es in 48 Unternehmen nur eine einzige Firma gibt, die von einer Frau geleitet wird: Die EMS Chemie von Magdalena Martullo-Blocher. Und dies ist eine Vater-Tochter- Nachfolgeregelung. Das komme nun je länger je öfters vor, sagt Helena Trachsel. Sie nennt aber auch die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben, also Familie, als Schwierigkeit.

Das falle vor allem in der Schweiz sehr ins Gewicht, wo immer noch ein System mit mangelnder Kinderbetreuung herrscht, sagt Trachsel. «Aber sonst ist die Frauenanteil-Entwicklung auch in den KMU erfreulich. Momentan ist es sicher die Stunde der Frauen auf beiden Seiten, sowohl bei den Firmen als auch bei den Arbeitnehmerinnen.»

Ein neuer Aspekt in der Geschlechtergleichstellung kommt laut einer Studie der Universität Zürich zum Ergebnis, dass viele Frauen und Männer in geschlechtstypischen Berufen arbeiten. Ein wichtiger Grund dafür ist, dass Männer selektiv Berufe verlassen, die vermehrt von Frauen ergriffen werden. Dieser Umstand erklärt gemäss der Studie, warum Berufe ihre Geschlechterzusammensetzung ändern, oder wie es innerhalb von Berufen zu frauen- und männerdominierten Spezialisierungen kommt.

(SDA/Nina Burri)

veröffentlicht: 24. Januar 2023 12:15
aktualisiert: 24. Januar 2023 12:15
Quelle: Today-Zentralredaktion

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