Quelle: Tele M1
Natalie Rickli stellt die obligatorische Krankenkasse infrage. Damit lanciert die Zürcher SVP-Regierungsrätin knapp zwei Monate vor den eidgenössischen Wahlen einen Vorschlag zum Thema, das die Bevölkerung stark beschäftigt – die explodierenden Krankenkassenprämien.
Beim SP-Parteitag hört es sich wiederum anders an. Da war die Rede von einer neuen Volksinitiative für die Einführung einer staatlichen Einheitskasse.
Nicht umsetzbare Ideen
FDP-Nationalrat und Gesundheitspolitiker Andri Silberschmidt findet die Idee von Rickli utopisch: «Wir haben fixfertige Reformen, die wir jetzt umsetzen sollten anstatt mit Ideen spielen, die politisch nicht umsetzbar sind», sagt er im Gespräch mit CH Media Radio News.
Der FDP-Politiker ist der Meinung, dass «eine Budget-Prämie zum Beispiel realistischer wäre.» Versicherte der Light-Kasse würden auf gewisse Leistungen verzichten und die Generikapflicht vorziehen.
Zur Idee der SP findet Silberschmidt: «Die Prämienerhöhung ist das Resultat von der Gesundheitspolitik von Alain Berset, da er immer mehr verstaatlicht hat.»
Keine «amerikanischen Verhältnisse»
Wieder anderer Meinung ist GLP-Gesundheitspolitiker Jörg Mäder: «Mit dem Krankenkassenobligatorium ist man zuverlässig geschützt. Die Gesundheit ist ein Grundbedürfnis. Im Gegensatz zu Wohnen und Essen brauchen es aber die meisten Menschen nicht.» Deshalb sei die Verlockung gross, in dem Bereich dann nichts zu tun – bis ein Schicksalsschlag eintrifft.
«Die Betroffenen würden mit den folgenden Kosten völlig überfordert sein und in der sozialen Leiter runterfallen und diese amerikanischen Verhältnisse möchte ich nicht in der Schweiz», sagt Mäder zu CH Media Radio News.
Du willst keine News mehr verpassen? Hol dir die Today-App.
An der Idee einer Einheitskasse bemängelt Mäder, dass «der Teil der Finanzierung vom Gesundheitssystem sinnvoller ist, wenn es über einen privaten Versicherer gemacht wird, als von einer Verwaltungsabteilung.»
Digitalisierung gegen hohe Prämien
Mäders Idee, Prämien in den Griff zu bekommen: Digitalisierung. «Damit würde der administrative Aufwand geringer werden und wir könnten unser System qualitativer und effizienter ausführen.»
Nebst der Digitalisierung findet der GLP-Politiker die Medikamentenversorgung wichtig. «Eine stärkere Zusammenarbeit mit Europa würde Druck gegen die Pharmabranche und deren Hersteller ausüben.»
Am 22. Oktober sind eidgenössische Wahlen. Bevor das Schweizer Parlament neu gewählt wird, werden Ende September die neuen Prämien bekannt gegeben. Vor einem Jahr stiegen die Prämien durchschnittlich um 6,6 Prozent – dieses Jahr rechnen Insider mit einem noch stärkeren Anstieg, wie der «Tagesanzeiger» schreibt.