Quelle: Postchef Roberto Cirillo erklärt, wie er die Schweizerische Post wieder auf Erfolgskurs bringen will / TalkTäglich vom 18. Dezember 2023
Der Pöstler wirft immer weniger Briefe in die Briefkästen. Roberto Cirillo, Konzernchef der Schweizerischen Post, rechnet damit, dass das Briefvolumen zwischen 2028 und 2034 unter die Milliardengrenze fällt. Die Entwicklung wirkt sich auch auf die Postfächer aus.
Jahrzehntelang nutzten Privatpersonen wie auch Geschäfte, Firmen und Vereine Postfächer. Diese abschliessbaren Fächer haben zum Beispiel den Vorteil, dass die A-Post früher zugestellt wird. Auch bieten sie Diskretion. So kann die Wohnadresse im Gegensatz zum Briefkasten geheim bleiben. Für Geschäftskunden waren Postfächer attraktiv, da sie ihre Sendungen gebündelt an einem Ort empfangen konnten.
Nutzerzahl sei von 65 Prozent auf 35 Prozent gesunken
Inzwischen ist die Nachfrage nach Postfächern aber dramatisch eingebrochen. Per Ende März sind von den rund 230'000 Postfächern rund 150’000 Postfächer mangels Nachfrage ungenutzt, wie Jacqueline Bühlmann, Mediensprecherin der Schweizerischen Post auf Anfrage der Today-Redaktion bestätigt. «Oder anders gesagt: Nicht einmal die Hälfte der bereitgestellten Postfächer wird von den Kunden auch tatsächlich verwendet.»
Die Post betreibt schweizweit 1’657 Postfachstellen. Dabei handle es sich um rund 540 Postfachanlagen weniger als noch 2011, sagt Bühlmann. «Dennoch ist die Nutzerzahl von einst 65 Prozent auf 34,36 Prozent gesunken.»
Grund für die gähnende Leere in den Postfächern ist die Digitalisierung. Bühlmann: «Aufgrund der heutigen Kommunikationsmöglichkeiten und des Kundenverhaltens mit dem Versand von eiligen Dokumenten und Unterlagen auf dem digitalen Weg per E-Mail verlieren die Postfachanlagen, respektive die Postfächer, an Bedeutung.»
Post überprüfe Nutzung der Postfächer laufend
Höhere Kosten, eine gedrückte Konsumentenstimmung, weniger Briefe und weniger Einzahlungen am Postschalter setzen die Post schon länger unter Druck. Um effizienter zu werden, will der Konzern bei den Supportfunktionen die Kosten um 10 Prozent senken und bis 2025 rund 42 Millionen Franken sparen. Unter die Supportfunktionen fallen die Abteilungen Finanzen, Personal, Informatik/Technologie, Kommunikation und Stab CEO.
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Im Januar kündigte der gelbe Riese einen voraussichtlichen Abbau von 110 Vollzeitstellen an. Auch stellte er die Werbezustellung durch ihre Tochter Direct Mail ein, womit 422 Vollzeitstellen wegfielen.
Mit dem Angebot der Postfächer erbringt die Post laut Jacqueline Bühlmann eine zusätzliche Leistung ergänzend zur gesetzlichen Grundversorgung. «Um das Postfach-Angebot auch längerfristig aufrechtzuerhalten und eine Gleichbehandlung aller Kunden und Kundinnen zu erreichen, ist die Postfachnutzung seit dem 1. Januar 2022 für alle Kundinnen und Kunden kostenpflichtig.» Die Standard-Option kostet 120 Franken pro Jahr.
Aktuell plant die Post keine Abschaffung der Postfächer. «Die Post prüft aber laufend das Leistungsangebot und die Nutzung der Dienstleistung», sagt die Mediensprecherin.