Quelle: CH Media Video Unit / TalkTäglich
«Wir wollen unseren eigenen Weg gehen, einen Mittelweg», sagt Simonetta Sommaruga im «TalkTäglich» auf TeleZüri. Der Umgang mit dem Coronavirus soll ein typischer Schweizer Kompromiss sein, bisher und auch zukünftig. «Wir machen, was nötig ist, um die Gesundheit der Bevölkerung zu schützen, wollen gleichzeitig aber auch die wirtschaftlichen Auswirkungen in Grenzen halten», führt die Bundesrätin im Gespräch aus.
«Balance kam ins Schwanken»
Die Balance zwischen diesen beiden Gesichtspunkten sei kürzlich ein wenig ins Schwanken geraten, räumt Sommaruga ein, deswegen «hat der Bundesrat nun Entscheidungen gefällt».
Konkret bedeuten diese Entscheidungen beispielsweise, dass im öffentlichen Raum überall eine Maske getragen werden muss, wenn der Mindestabstand nicht eingehalten werden kann oder dass private Treffen nur noch mit maximal zehn Personen stattfinden dürfen.
Gerade diese beiden Massnahmen erfordern vor allem eines: die Bereitschaft der Bevölkerung, die Vorgaben diszipliniert umzusetzen. Das weiss auch Bundesrätin Sommaruga. Sie wird deshalb nicht müde zu betonen, dass es eine gemeinsame Aufgabe ist, die Massnahmen so umzusetzen, dass sie im Kampf gegen das Virus nützen: «Das Gemeinschaftsgefühl ist besonders wichtig, jetzt braucht es alle.»
Und es ist zu hoffen, dass die beschlossenen Massnahmen nun anschlagen. Denn Sommaruga sagt unumwunden, was sonst droht: «Die nächste Stufe wäre ein Lockdown, was wir natürlich verhindern wollen.»
Sommarugas Vertrauen in die Bevölkerung ist intakt
Ob sie in letzter Zeit das Vertrauen in die Selbstverantwortung der Bevölkerung verloren habe, wird Sommaruga ebenfalls gefragt. Diesbezüglich findet sie eine klare Antwort: «Nein, ich finde es sehr menschlich.» Denn die vergangene Zeit, besonders im Frühling, sei äusserst schwierig gewesen. Sie ist deshalb weder überrascht noch enttäuscht, dass die Menschen angesichts der lange stark gesunkenen Fallzahlen unter Umständen ein wenig nachlässig geworden sind.
Nun gebe es aber wieder eine harte Phase, auf die sich alle zuerst gemeinsam einstimmen mussten. «Wir alle müssen jetzt wieder auf bestimmte Dinge verzichten, was verständlicherweise schwer fällt.» Auch sie selbst sei von den Massnahmen betroffen, deswegen könne sie nachvollziehen, wie sich die Menschen momentan fühlen.
Sie ist aber zuversichtlich, dass die Bevölkerung die neuen Massnahmen nach dieser Eingewöhnungsphase gut umsetzen wird: «Ich erinnere mich, als die Maskenpflicht im öffentlichen Verkehr eingeführt wurde.» Obwohl die Leute im Vorfeld des Entschlusses nur vereinzelt eine Maske in den Zügen und Bussen aufgesetzt haben, habe es, als die Maskenpflicht beschlossene Sache war, ausgezeichnet geklappt.
Viele Fragezeichen zur Zukunft
Was die Zukunft bringen wird, kann die Bundesrätin nicht sagen: «Die beste Botschaft wäre natürlich, wenn wir sagen könnten, dass der ganze Spuk Ende Jahr oder Ende Februar vorüber ist. Aber ich kann diese Botschaft jetzt leider einfach nicht geben.»
Sommaruga stellt aber in Aussicht, dass es bald wieder Lockerungen geben könnte – wenn die jetzt beschlossenen Massnahmen ziehen. «Es ist möglich, dass dann einzelne Dinge wieder erlaubt werden können, aber ganz schnell wird es nicht gehen.» Sie wolle keine falschen Hoffnungen schüren.
Daher appelliert sie an die Bevölkerung, dass man sich hin und wieder etwas Gutes tun sollte und beispielsweise Freunde zu sich nach Hause einlädt – natürlich immer im Rahmen der erlaubten Möglichkeiten.
(red.)