Das sogenannte Hooligan-Konkordat sollte eigentlich die Gewalt rund um Fussballspiele in Schweizer Städten mindern. Wie eine Studie der Universität Bern nun zeigt, ist die Massnahme nicht sehr wirksam: «Eine umfassende Reduktion der gewalttätigen Zwischenfälle scheint durch das Hooligan-Konkordat nicht erfolgt», heisst es in der Studie.
Die Forschenden haben für die Studie die Daten von vier Saisons der Super League analysiert und fast 100 Fachleute befragt, darunter Polizisten, Fans oder Politikerinnen. Wie die Tamedia-Zeitungen schreiben, wird die Umsetzung als nicht konsequent und lasch bezeichnet.
Die Zahl der Problemspiele sei über die Jahre gleich geblieben. Dabei gebe es verschiedene Probleme. Mit Rayonverboten kann der Aufenthalt zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort verboten werden. Dies betreffe aber nicht die Anreise mit dem Zug, hier können sanktionierte Fans mitreisen und bei Krawallen abseits des Stadions mitmachen.
Sanktionierte können trotzdem zum Stadion
Eine weitere Massnahme sind die Meldeauflagen. Dabei muss sich ein Fussballfan vor und nach dem Spiel auf dem Polizeiposten melden, um nicht randalieren zu können. Dies zeige aber keine Wirkung. Die Polizeiposten seien oft in der Nähe des Stadions. Betroffene könnten so zwischen den Meldezeitpunkten trotzdem zum Stadion gehen.
Weiter werden auch die teilweise lange Verfahrensdauer kritisiert. Diese können über drei Jahre dauern, da solche Fälle oft keine hohe Priorität haben. Auch der Kantönligeist spielt eine Rolle, es gebe oft grosse Unterschiede. Es wäre aber zentral, dass die Behörden konsistent vorgehen, sagt der Generalsekretär der Konferenz der Kantonalen Justiz- und Polizeidirektorinnen und -direktoren (KKJPD).
Pyros sollen nicht mehr als Gewalt gelten
Fussballclubs kritisieren zudem, dass Pyros grundsätzlich als Gewalt gelten. Für das gibt es Zuspruch von den Autoren der Studie. Es wäre demnach möglich, den Einsatz von Pyros nicht mehr als Gewalt zu bezeichnen. Trotzdem wären strafrechtliche Konsequenzen dann möglich.
Die beiden Seiten, Justiz und Sportclubs, schieben sich die Verantwortung gegenseitig zu. Laut Polizei und Staatsanwaltschaft sollen die Clubs mehr Verantwortung übernehmen. Vertreter der Clubs sagen aber, die Sicherheitskosten seien bereits jetzt hoch und Fanarbeiter beklagen sich, dass die Polizei kleine Delikte und gewaltsame Taten in einen Topf werfe.
Die Uni Bern hat die Studie im Auftrag der KKJPD durchgeführt.
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