Schweiz

Verschluckte Baumkugeln und Schokolade – was an Weihnachten für Katzen und Hunde gefährlich ist

Gefährliche Weihnachten

Katzen und Hunde landen an Festtagen oft auf OP-Tisch

17.12.2023, 06:17 Uhr
· Online seit 12.12.2023, 08:17 Uhr
In der Weihnachtszeit lauern für Katzen und Hunde zu Hause einige Gefahren. Tierärztinnen und -ärzte aus der Region entfernten verschluckte Christbaumkugeln und behandelten Weihnachtsstern-Vergiftungen. In einem Fall kam aber jede Hilfe zu spät.
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Rund um die Festtage schneit es Tierärztinnen und Tierärzten im Mittelland so manchen Notfall in die Praxis herein. «Jede Weihnachten behandeln wir zwei bis drei Fälle von Katzen mit Darmverschluss, weil sie Geschenkbändeli verschluckt haben», sagt Tierarzt Enrico Clavadetscher, der unter anderem im Züribiet in verschiedenen Tierarztpraxen tätig ist.

Die Bänder hätten sich in diesen Fällen am Zungengrund verfangen und durch mechanische Reize zu Entzündungen geführt. Clavadetscher: «Ein verschlucktes Geschenkbändeli kann schwere Darmwandverletzungen verursachen und Bauchfellentzündungen zur Folge haben, die unbehandelt sogar zum Tod führen.»

Ähnliche Erfahrungen macht Simone Niederhäuser, Inhaberin der Tierklinik Mittelland im aargauischen Oftringen. «Ich habe definitiv schon mehrere solche Geschenkbändchen und Lametta aus dem Magen-Darm-Trakt entfernt», sagt die Kleintierchirurgin. Bis Symptome aufträten, könne es eine bis mehrere Wochen dauern.

Verhängnisvolles Spielzeug

Auch kleine Weihnachtskugeln animieren manchen Stubentiger zum Spielen. «Wir behandelten schon Katzen, die Kugeln verschluckt hatten», sagt Simone Niederhäuser. Scherben im Magen und in der Speiseröhre könnten zu Verletzungen führen. «Kleine Stücke kann man mit dem Endoskop herausholen, grössere muss man herausoperieren.»

Bei anderen Katzen verursachten Schaumgummi-Projektile einen Darmverschluss. Simone Niederhäuser: «Vor einigen Jahren gab es oft diese ‹Nerf Guns› für Kinder zum Spielen als Weihnachtsgeschenke – die Schaumgummi-Projektile scheinen Katzen magisch anzuziehen.»

Eine weitere Gefahr in der Advents- und Weihnachtszeit für Vierbeiner sind Kerzen. «Wir pflegten vereinzelt angebrannte Schwänzchen», sagt Simone Niederhäuser. Solange nur Haare und nicht die Haut betroffen sei, handle es sich noch um keinen Fall für die Tierarztpraxis. «Man kann die verkohlten Haare mit einem feuchten Tüchlein reinigen.»

Ist die Katze über eine heisse Herdplatte getappt, zeigt sich die Verletzung hingegen erst später. Bei Verbrennungen bildeten Katzen an den Pfötchen keine Blasen, sagt Simone Niederhäuser. «Im ersten Moment entsteht eine Rötung, ein paar Tage später kann es zu einem Absterben der betroffenen Haut kommen.» Im Falle einer Verbrennung empfiehlt sie, das Pfötchen in kühles Hahnenwasser zu tauchen.

Versteckte Gefahr

Schleichend verschlechtert sich der Zustand auch von Katzen, die an einem Weihnachtsstern geknabbert haben. Laut Simone Niederhäuser sind Speicheln und Erbrechen häufig erste Vergiftungssymptome. Später kämen Zittern, apathisches Verhalten und Absinken der Körpertemperatur dazu. Auch stark giftig ist die Weihnachtsblume Amaryllis. «Sie führt bei Katzen zu Erbrechen, Durchfall, Herzrhythmusstörungen, Bewegungsstörungen und Zittern.» Bei beiden Pflanzen sollten die Halterinnen und Halter auch im Fall von kleinen aufgenommenen Mengen das Tier in die Praxis bringen.

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«Wenn die Katze plötzlich erbricht und Durchfall hat, denkt man zuerst an ein Virus», sagt Enrico Clavadetscher. Die Bitte, einen Blick auf den Weihnachtsstern zu Hause zu werfen, kläre die Ursache aber schnell. «Die Besitzerinnen und Besitzer entdecken an den Blättern Bissspuren und dann ist der Fall klar.» Vor allem Hauskatzen könnten diese und auch andere giftige Pflanzen reizen. «Wenn sie zu wenige Reize haben, suchen sie sich gerne etwas Spannendes in der Wohnung.» Einen Todesfall wegen eines Weihnachtssterns habe er glücklicherweise noch nie erlebt. «Aber in Tierärzteforen werden solche Fälle heftig diskutiert.»

Hund packte Schoggi aus

Dass Schokolade Gift für Hunde und Katzen ist, wissen wohl alle Frauchen und Herrchen. «In unbeobachteten Momenten schaffen es Hunde leider immer wieder, Schoggi-Päckchen auszupacken und die Schokolade zu fressen», sagt Enrico Clavadetscher. Die in der Schokolade enthaltene Substanz Theobromin führt zu Vergiftungserscheinung und in grösseren Mengen zum Tod.

Dazu erinnert sich Clavadetscher an einen tragischen Fall zwischen Weihnachten und Neujahr. Die Besitzer waren auf Verwandtenbesuch, der Hund alleine zu Hause. Dort schnappte er sich eine Schokolade. «Als die Besitzer erst nach ein paar Stunden nach Hause kamen, hatte das Gift bereits viel Zeit, seine Wirkung zu entfalten und der Hund war nicht mehr zu retten», sagt Clavadetscher. Darum sei wichtig, das Tier nach Schoggi-Aufnahme möglichst schnell erbrechen zu lassen. «Viele Besitzer warten fälschlicherweise, bis der Hund Symptome entwickelt.»

Rosinen, Guetzli und Tabletten

Der Panettone ist an Weihnachten ein beliebtes Gebäck. Auch darin lauern Gefahren für die Haustiere. «Rosinen sind sehr toxisch für Hunde und können zu Nierenversagen führen», sagt Simone Niederhäuser. Drei Gramm Rosinen pro Kilo Körpergewicht reichten bereits. «Wir haben schon Hunde erlebt, die deswegen eine Hämodialyse benötigten.» Dabei handelt es sich um ein Verfahren zur Blutwäsche. Katzen finden Rosinen weniger lecker, würden sich an den getrockneten Weinbeeren aber auch vergiften.

Wer gerne Guetzli aus Ersatzzucker knabbert, sollte dem bettelnden Bello auf keinen Fall nachgeben. Ersatzzucker wie zum Beispiel Birkenzucker ist laut Simone Niederhäuser besonders schädlich für Hunde. «Xylitol ist für Hunde bereits in kleinen Mengen toxisch», erklärt die Tiermedizinerin.

In der Weihnachtszeit erhalten Frauchen und Herrchen oft Besuch von älteren Menschen wie Grosseltern. Manche sind auf Medikamente angewiesen. «Liegt irgendwo plötzlich ein Päckchen mit Tabletten herum, kann Katzen dies neugierig machen, sodass sie diese fressen», warnt Niederhäuser. Die Symptome könnten so zahlreich sein wie die Arten von Medikamenten.

Spenden für frierende Katzen

Die Tierschutzorganisation Netap macht darauf aufmerksam, dass viele Tiere nie das Problem haben, ein Geschenkbändeli zu fressen oder sich mit Schoggi oder Birkenzucker zu vergiften. «In der kalten Jahreszeit sind sie einfach froh, wenn sie überhaupt Futter bekommen», sagt Netap-Präsidentin Esther Geisser.

So gebe es in der Schweiz zum Beispiel Abertausende von herrenlosen Katzen, die jetzt einen erhöhten Energiebedarf hätten, um gegen die Kälte anzukommen. «Netap versucht, Futter für sie bereitzustellen, aber das ist immer eine Herausforderung», sagt Geisser. Deshalb sei Netap dankbar für jede Spende.

veröffentlicht: 12. Dezember 2023 08:17
aktualisiert: 17. Dezember 2023 06:17
Quelle: ZüriToday

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