Nominiert werden sollen im Hinblick auf die Wahl am 7. Dezember zwei weibliche Politikerinnen aus allen Landesteilen, hiess es an einem Point de Presse der SP Schweiz vom Mittwochnachmittag. Klar ist nur, dass die SP zwei Frauen für die Bundesratswahl vorschlagen wird.
Polit-Experte Hermann hat eine klare Favoritin
Der Politologe Michael Hermann sieht die Basler Ständerätin Eva Herzog als Favoritin: «Als Parlamentarierin mit Exekutiverfahrung ist sie sicher in einer sehr guten Position», sagte Hermann der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Herzog schliesst eine Kandidatur als Nachfolgerin von Simonetta Sommaruga derweil nicht aus. Im Moment könne sie aber noch nicht mehr sagen, sagt sie gegenüber Keystone-SDA.
Herzog war vor zwölf Jahren bereits als Bundesratskandidatin angetreten, unterlag damals aber gegen Sommaruga. Nach Herzogs Auffassung wäre es nun aber höchste Zeit für eine Bundesratsvertretung aus der Nordwestschweiz.
Hermann: «Zeitpunkt des Rücktritts ist nicht einfach»
Punkto Personalsuche sei der Zeitpunkt des Rücktritts für die SP allerdings kein einfacher. Mit Barbara Gysi (St. Gallen) und Jacqueline Fehr (Zürich) befänden sich zwei potenzielle Kandidatinnen in kantonalen Wahlkämpfen.
Und weil Albert Rösti, der Kronfavorit auf die Nachfolge des ebenfalls abtretenden SVP-Bundesrates Ueli Maurer, auch aus Bern stamme, könne dies ein Nachteil für potenzielle Berner Kandidatinnen wie Regierungsrätin Evi Allemann, Nationalrätin Nadine Masshardt und allen voran Nationalrätin Flavia Wasserfallen sein.
Für Nationalrätin Nadine Masshardt kommt eine Kandidatur zum jetzigen Zeitpunkt nicht in Frage. Das Amt der Bundesrätin mit der dafür nötigen Rund-um-die-Uhr-Verfügbarkeit könne sie sich nicht vorstellen, sagte sie.
Allemann blieb gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA am Mittwoch eher unbestimmt: «Ich habe Verständnis für den Rücktritt von Bundesrätin Simonetta Sommaruga, bedaure diesen jedoch sehr. Sie ist eine herausragende Bundesrätin. Ihr Rücktritt kommt überraschend und ich habe mir die Frage nach einer Bundesratskandidatur bis heute nie konkret gestellt. Im März wurde ich als Regierungsrätin wiedergewählt und für diese Aufgabe engagiere ich mich sehr gerne.»
Was ist mit der restlichen Schweiz?
In Zürich sprach sich Priska Seiler-Graf gegenüber dem «Blick» nicht explizit gegen eine Kandidatur aus: «Ich muss jetzt meine Gedanken ordnen und in Ruhe überlegen.»
Auch in der Romandie gibt es mögliche Kandidatinnen. Der «Blick» rechnet der Waadtländer Gesundheitsdirektorin Rebecca Ruiz Chancen ein. Ebenso könnte die Waadtländer Staatsrätin Nuria Gorrite ins Rennen steigen. Dies, da der welsche SP-Bundesrat Alain Berset möglicherweise auch bald mit einem Rücktritt liebäugelt. Besonders, da er nächstes Jahr Bundespräsident wird.
Eine Tessiner Kandidatur dürfte schwierig werden, da die italienische Schweiz mit Ignazio Cassis bereits gut vertreten ist.
Ob doch noch ein Mann seinen Hut in den Ring wirft, wird sich zeigen. Falls doch, wäre der Berner Nationalrat Matthias Aebischer sicherlich eine Option. Oder der Zürcher Ständerat Daniel Jositsch. Dieser sagte dem «Blick»: «Wenn die Fraktion entscheidet, dass es auch ein Mann sein kann, werde ich mir eine Kandidatur ernsthaft überlegen.»
(sda/lol)