Wer Larne googelt, stösst auf Fotos eines Küstenstädtchens, von Schlössern und einer Strandpromenade. Erst, wenn man etwas weiter nach unten scrollt, findet man auch Hinweise auf die jüngsten Erfolge des lokalen Fussballclubs aus der Kleinstadt mit rund 20'000 Einwohnern.
Das überrascht wenig. Fussball hat in Nordirland keine grosse Bedeutung. Gaelic Football, Hurling und Rugby sind mindestens so beliebt und ziehen teils grössere Massen an. Kein Wunder also ist Nordirland in der Fünfjahreswertung der Uefa auf Platz 46 sogar hinter Ländern wie Liechtenstein, Malta und den Färoern klassiert.
Die Geschichte
Lange Zeit orientierten sich Fussballinteressierte aus Larne nach England, feuerten Liverpool oder Manchester United an. Das lag auch daran, dass der 1889 gegründete Club lange Zeit kaum eine Rolle im nordirischen Fussball spielte. Das änderte sich 2017 als mit Kenny Bruce ein finanzstarker Geschäftsmann aus der Stadt bei Larne FC das Zepter übernahm und sowohl in die Infrastruktur als auch in den Kader investierte.
Diese Professionalisierung zahlte sich schon bald aus. 2019 stiegen die «Inver Reds», wie das Team auch genannt wird, in die höchste nordirische Liga, die «Premiership», auf. Dort ging der Aufschwung ungebremst weiter. Nach wenigen Jahren in der höchsten Liga folgte 2023 und 2024 mit zwei Meisterschaftstiteln in Folge die Krönung.
Inver Reds ist übrigens nicht der einzige Spitzname des Fussballclubs. Auch die Bezeichnung «Harbour Rats», also Hafenratten, wird für Larne FC gelegentlich verwendet. Dies wohl in Anlehnung an die Lage des Städtchens direkt am Meer und die Bedeutung des örtlichen Hafens.
Die Premiere
Durch die jüngsten Erfolge in der Liga durfte Larne FC auch auf der europäischen Bühne Erfahrungen sammeln. Für die Qualifikation einer Gruppe- beziehungsweise Ligaphase hat es jedoch in den ersten Anläufen nicht gereicht. Bis jetzt.
In der Champions-League-Qualifikation musste Larne zwar früh die Segel streichen, profitierte danach als Meister einer kleineren Liga von der Uefa initiierten, vergleichsweise einfachen, Qualifikation. Dabei traf Larne auf Meister anderer Nationen, die nicht gerade als Fussballgrossmächte bekannt sind.
So setzten sich die Inver Reds zuerst im Penaltyschiessen gegen den kosovarischen Meister FC Balkani durch, bevor man auch die Lincoln Red Imps aus Gibraltar mit dem Gesamtscore von 4:3 ausschaltete. Damit schaffte Larne Historisches: Zum ersten Mal qualifizierte sich eine nordirische Mannschaft für eine europäische Ligaphase.
Die Saison
Den Schwung aus dem Erfolg auf der europäischen Bühne konnten die Inver Reds nicht in die heimische Liga mitnehmen. Dort dümpelt der Titelverteidiger auf dem neunten Platz im Tabellenmittelfeld herum. Zu wenig für die neureichen und jüngst erfolgsverwöhnten Provinzfussballer.
Auch in der Ligaphase der Conference League gab's für Larne bisher wenig zu holen. Sowohl gegen Molde als auch gegen das irische Team Shamrock Rovers verloren die Nordiren jeweils mit drei Toren Differenz. Sie liegen damit aktuell auf dem letzten Platz der Conference League – einen Platz hinter dem FC St.Gallen.
Die bisherigen Auftritte von Larne in der Conference League:
Molde FK - Larne FC | 3:0 |
Larne FC - Shamrock Rovers | 1:4 |
Auch gegen St.Gallen geht Larne als klarer Aussenseiter ins Spiel. Das sehen nicht nur die Buchmacher so. Aussenverteidiger Josh Leary sagte am Samstag in einem Interview im Hinblick auf die Partie gegen die Espen: «Sie sind ein Top-Team, das weiss jeder. Es wird ein hartes Spiel, aber wir wollen zeigen, dass wir es verdient haben, in der Conference League zu spielen.»
Das Team
Stars sucht man im Team von Tiernan Lynch vergebens. Auch Spieler, die einst bei grossen Clubs gespielt haben, fehlen. Goalgetter des Teams ist Andy Ryan, der in 20 Einsätzen neun Mal getroffen hat, zuletzt am Samstag beim 2:0-Sieg gegen Glentoran.
Der 20-jährige Dylan Sloan ist im Mittelfeld ein Fixpunkt bei Larne und kam im März dieses Jahres zu seinem Debut in der U21 Nordirlands. Daneben ist Aussenverteidiger Tomas Cosgrove, der seit 2018 für Larne aufläuft, inzwischen zu einer Art Clublegende geworden. Kein Wunder, hat er doch stolze 246 Partien im Dress der Hafenratten auf dem Buckel.
Das Exil
Normalerweise trägt Larne FC seine Heimspiele im rund 2600 Personen fassenden «Inver Park» aus. Bei Ligaspielen wohnen jeweils rund 2000 Personen den Spielen bei. Für die Conference League genügt dieses Stadion jedoch nicht den Anforderungen, weshalb man ins Exil im «National Stadium» in der Hauptstadt Belfast ausweichen muss.
Im Windsor Park finden rund 18'000 Personen Platz. Für die FCSG-Fans sind also sicher genügend Kapazitäten vorhanden. Dem Vernehmen nach sollen sich bis zu 2000 Anhänger auf die Reise nach Belfast machen.
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