Schweiz

Deshalb trägt Marco Odermatt einen Ski-Airbag, Michelle Gisin jedoch nicht

Mehr Sicherheit?

Warum die Airbag-Pflicht die Skiwelt spaltet

17.02.2024, 10:12 Uhr
· Online seit 17.02.2024, 07:03 Uhr
Er soll Skirennfahrerinnen und -fahrer bei einem Sturz vor schweren Verletzungen schützen. Ab der nächsten Saison müssen die Weltcup-Athleten einen Airbag tragen. Doch nicht alle sind von der Pflicht begeistert.
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Das Thema ist in aller Munde: Vergangenes Jahr beschloss der Ski-Weltverband FIS, eine Tragepflicht von Airbags in den Disziplinen Abfahrt und Super-G einzuführen – dies soll in der Saison 2024/25 geschehen. Doch das lebensrettende Teil tut sich bei den Profis schwer. Gemäss dem «Tages-Anzeiger» tragen gerade mal 40 Prozent der Männer im Weltcup einen Airbag, bei den Frauen sind es 60 Prozent.

Diese Zentralschweizer tragen den Airbag

Bei den Zentralschweizer Skiathleten ist es Marco Odermatt, der seit drei Jahren einen Airbag trägt. Dies sei auf Wunsch seiner Freundin passiert, wie er damals im «Blick» verreit. Er sei überzeugt, dass dieser ihm wirklich helfen könnte. Auch der Nidwaldner Yannick Chabloz, der sich bei den Olympischen Winterspielen 2022 in Peking schwer verletzte, trug in der Vergangenheit einen Airbag. Mehr dazu in der Info-Box.

Bei den Rennfahrerinnen aus der Zentralschweiz setzen unter anderem Delia Durrer, Priska Nufer, Jasmina Suter sowie Wendy Holdener auf einen Airbag. Holdener erklärt gegenüber PilatusToday und Tele 1, dass sie damit fährt, seit es diesen für Frauen gäbe. «Ich mache gemäss meinem Trainer dadurch eine bessere Hocke.» Er sei bequem und sie fühle sich wohl und sicher damit.

Einheitliches Schutzkonzept würde fehlen

Es gibt aber auch Kritiker des Airbags. Die Rennfahrerinnen Corinne Suter und Michelle Gisin etwa verzichten darauf. Sie sei noch nicht ganz vom Konzept überzeugt, begründet Gisin. Ihre Skepsis richtet sich allerdings nicht gegen den Komfort oder gegen die Aerodynamik.

«Ich glaube, es müsste eine Einheit mit den Helmen zusammen sein. Es braucht ein längerfristiges, einheitliches Schutzkonzept», erklärt die Engelbergerin. Sie habe aber keine Angst vor Fehlzündungen. «Aus meiner Sicht löst er sich besser einmal zu viel als zu wenig aus.»

Auslösefunktion wird mit Fahrdaten gefüttert

Die Weste des Ski-Airbags ist eine aufblasbare Schicht, die Rücken, Schultern, Nacken und Brust mit Luftpolstern vor Verletzungen bei Stürzen schützen soll. Eine Kaltgasflasche bläst den Airbag innert 100 Millisekunden auf. Der Schutz wird direkt unter dem Renndress getragen. Dieser Luftbeutel ist jedoch nur für Profi-Speedfahrer geeignet und nicht für das Freizeitskifahren. Anders als bei anderen Sportarten wie Motorrad, bei dem Athleten einen Airbag tragen, braucht es beim Skifahren allerdings verschiedene Algorithmen, damit dieser auslöst.

Beim Motorradsport gibt es etwa keine Sprünge wie beim Skifahren und die Bewegungen sind beim Töff-Fahren allgemein weniger hektisch. Direkt nach jedem Skirennen oder Training werden deswegen der Airbag von Mitarbeitern des Airbag-Herstellers kontrolliert und die Daten im Computer eingelesen. Dadurch wird der Algorithmus des Auslösens immer präziser. Das System hierfür wurde von der italienischen Firma Dainese und der FIS entwickelt – diese haben eine Monopolstellung.

Als einziger Hersteller von Airbags dürfen diese auch bei Weltcup-Rennen eingesetzt werden. Kostenpunkt für eine Privatperson liegt bei knapp 1600 Franken. Der erste Prototyp entstand im Jahr 2012 und wurde in Kitzbühel vorgestellt. Premiere bei Skirennen feierte der Airbag in den Rennen im Jahre 2015.

Kann ein Airbag auch kontraproduktiv sein?

Der Österreicher Matthias Mayer stürzte Ende 2015 in der Abfahrt von Gröden schwer und brach sich trotz Airbag zwei Brustwirbel. Es war das erste Mal, dass sich ein Airbag an einem Weltcup-Rennen nach einem Sturz öffnete. Dies entfachte damals eine hitzige Diskussion über den Nutzen des Luftkissens. Im Jahre 2020 kugelte sich der Deutsche Thomas Dressen beide Schultern aus, nachdem er gestürzt war. Es sei davon auszugehen, dass dies wegen der Wucht des aufblasenden Airbags geschah, hiess es.

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Dadurch, dass das System fortlaufend mit neuen Daten gefüttert wird, dürfte das Fehlzündungsrisiko immer kleiner werden. In jüngster Zeit hat man zumindest nichts mehr darüber gelesen. Gleichzeitig ist der Airbag-Hersteller Dainese daran, weitere Schutzmassnahmen für Skirennfahrende zu entwickeln, wie beispielsweise eine Ganzkörper-Panzerung, welche auch die Knie schützen soll. Ein Prototyp existiert bereits.

veröffentlicht: 17. Februar 2024 07:03
aktualisiert: 17. Februar 2024 10:12
Quelle: PilatusToday

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