Die Demokratin Harris reiste am Montag für vier Auftritte in den wichtigen «Swing State» Pennsylvania, der Republikaner Trump zusätzlich auch noch nach North Carolina und Michigan, wo sich ebenfalls ein enges Rennen abzeichnet. Es ist die letzte Chance der Kandidaten, eine Botschaft an ihre Wähler zu richten, bevor am Dienstag über das Präsidentenamt und die künftigen Machtverhältnisse im US-Parlament entschieden wird. In Umfragen liegen die derzeitige Vizepräsidentin und der frühere Präsident gleichauf.
Da in den weitaus meisten Bundesstaaten absehbar ist, welche Partei sich dort den Sieg sichern wird, konzentrierten sich Demokraten und Republikaner im Wahlkampf vor allem auf die wenigen «Swing States» mit noch offenem Ausgang.
Harris richtete in ihren Ansprachen eine Botschaft der Einheit an noch unentschlossene Wähler und Anhänger der Republikaner, denen Trump zu extrem sein könnte. «Ich halte Menschen, die anderer Meinung als ich sind, nicht für Feinde», sagte die 60-Jährige in der Stadt Allentown. Fast zur gleichen Zeit rief das Publikum des Republikaners in der nur 60 Kilometer entfernten Stadt Reading: «Trump! Trump! Trump!» Der Ex-Präsident kündigte unter anderem abermals «die grösste Deportation der Geschichte» an. Die Behauptung, dass die USA von kriminellen Migranten überrannt würden, ist ein zentraler Punkt seines Wahlkampfs.
Fast 80 Millionen haben schon abgestimmt
Die Wählerinnen und Wähler in den USA können ihre Stimmen auf unterschiedlichen Wegen abgeben, nicht nur am 5. November direkt im Wahllokal. Mancherorts war eine frühzeitige Stimmabgabe möglich, ausserdem konnte per Briefwahl abgestimmt werden. Jeder Bundesstaat hat eigene Regeln für Fristen und Identitätsnachweise. Auch die Technik variiert - von klassischen handschriftlichen Stimmzetteln bis zu Wahlcomputern.
Nach Daten des «Election Lab» der Universität Florida hatten zu Wochenbeginn schon rund 78 Millionen Wähler vorzeitig gewählt - also per Brief oder im Wahllokal. Die Zahl entspricht fast der Hälfte der Stimmen, die im Jahr 2020 bei der Präsidentschaftswahl insgesamt abgegeben wurden. Üblicherweise punkten die Demokraten bei der vorzeitigen Stimmabgabe stärker, diesmal wählten den Daten zufolge aber auch viele als Republikaner registrierte Amerikaner diesen Weg.
Ergebnis möglicherweise erst nach Tagen
Die ersten Wahllokale an der Ostküste der USA schliessen um Mitternacht europäischer Zeit. Die Auszählung kann dann lange dauern, nicht nur wegen der vielen Zeitzonen des Landes, sondern auch wegen vieler Briefwahlstimmen.
Du willst keine News mehr verpassen? Hol dir die Today-App.
Die meisten Experten gehen davon aus, dass es in der Wahlnacht noch keinen Sieger geben wird - ausgeschlossen ist das aber nicht. 2020 wurde Joe Biden erst am Samstag zum Sieger erklärt, also an Tag vier nach dem Wahldatum. Von Trumps Sieg 2016 hatten viele US-Amerikaner dagegen schon beim Aufstehen am Morgen nach der Wahl erfahren.
Die magische Zahl 270
Der US-Präsident wird indirekt vom Volk gewählt. Die Stimmen der Wählerinnen und Wähler entscheiden über die Zusammensetzung des Wahlkollegiums, das den Präsidenten im Dezember stellvertretend für sie wählt. Jeder Bundesstaat hat eine bestimmte Stimmenanzahl, die sich in etwa nach der Einwohnerzahl richtet.
Bei der Wahl gilt in fast allen Bundesstaaten das Prinzip «the winner takes it all»: Der Kandidat, der dort gewinnt, erhält die Stimmen aller Wahlleute des Bundesstaats. Für den Einzug ins Weisse Haus braucht ein Kandidat letztlich also nicht die meisten Stimmen des Volkes («popular vote»), sondern die Mehrheit der 538 Wahlleute («electoral vote»)- also mindestens 270.
(sda / maf)