Auf der Autobahn A13 in Graubünden brauchen nicht nur die Reisenden starke nerven, sondern auch die Anwohnenden in den umliegenden Gemeinden. Am Pfingstwochenende ist es erneut zu einem Verkehrschaos gekommen. Die Wartezeit betrug teilweise bis zu eineinhalb Stunden.
Um den Stau zu umgehen, sind viele Autofahrer auf die Gemeinden ausgewichen. Von den Blechlawinen verschont blieben die Gemeinden Rhäzüns und Bonaduz. Sie durften nochmal die Vorzüge des Pilotprojekts zur Regulierung des Ausweichverkehrs geniessen. Das Ziel des Pilotprojekts: Der Verkehr soll auf der Autobahn bleiben und die Gemeinden damit entlastet werden.
Mit dem verlängerten Pfingstwochenende ist auch das Pilotprojekt zu Ende gegangen. Mit einer einfachen Beschilderung hätte es an diesem Wochenende in Rhäzüns und Bonaduz aber nicht geklappt. «Sicherheitskräfte haben die Leute, die von der Autobahn wollten, wieder auf die Autobahn zurückverwiesen. Ohne die Polizei wäre es nicht möglich gewesen», so Reto Loepfe, Gemeindepräsident von Rhäzüns.
Stehende Kolonnen und genervte Anwohner
«Die Bevölkerung von Domat/Ems blickt eifersüchtig auf Rhäzüns und Bonaduz», sagt Daniel Meyer, Vorsteher des Departements Umwelt und Sicherheit von Domat/Ems. Dass Autofahrer Ausweichfahrten durch die Gemeinden machen, ist nichts Neues. Aber: «Über Pfingsten war es nochmal eine Ecke schlimmer.» Ihrem Frust macht die Bevölkerung mit Beschwerden bei der Gemeinde Luft. Die Gemeinde reagiert zwar verständnisvoll, aber: «Uns sind in diesem Moment einfach die Hände gebunden, da es eine Kantonsstrasse ist. Die Strasse sperren oder die Ausweichfahrten verhindern, darf nur der Kanton», so Meyer.
Auch weiter nördlich in Maienfeld sieht es nicht viel besser aus. Auch dort belastet der Verkehr den Ort extrem, sagt Roman Guler, Stadtrat und Vorsteher vom Departement Verkehr und öffentliche Sicherheit Maienfeld. «Vor allem im Hinblick auf die Rettungsorganisationen wie Feuerwehr oder Sanität ist das problematisch, wenn sie je nach dem gar nicht mehr zum Einsatzort kommen.»
Quelle: CH Media Video Unit / Katja Jeggli / BRK News
Graubünden ist kein Hotspot
Das Pilotprojekt ist jetzt abgeschlossen und muss ausgewertet werden. Für die Gemeinden Rhäzüns und Bonaduz sei es eine gute Erfahrung gewesen und sie wären froh, wenn es so weitergeführt werden könnte, aber: «Es zeigt sich, dass es relativ personalintensiv ist. Würde man das auf der ganzen Achse von Thusis bis Maienfeld oder sogar verlängert bis Bad Ragaz durchführen, wäre das personell wahrscheinlich zu aufwendig», so Reto Loepfe.
Jetzt ist es am Kanton, die Daten des Pilotprojekts auszuwerten und zu analysieren. Wann die Ergebnisse vorliegen sollen, kann laut Kantonspolizei Graubünden aktuell nicht gesagt werden. Und so lange diese Daten nicht vorliegen, kann auch das Bundesamt für Strassen (Astra) nicht viel machen. Mittelfristig wäre allerdings eine Tempoharmonisierung oder das Nutzen des Pannenstreifens als zusätzliche Fahrspur denkbar, so das Astra auf Nachfrage. Das würde allerdings bauliche Massnahmen nach sich ziehen, weil der Pannenstreifen aktuell zu klein sei.
Bis für die Autobahn A13 also eine nachhaltige Lösung gefunden wird, dürfte es noch einige Jahre dauern. Vor allem weil das Astra klar macht: «Wir müssen das gesamte Nationalstrassennetz anschauen. Bezieht man alle Staustunden, Ursachen und Engpässe mit ein, ist die Region kein Hotspot.» Zumal der Fokus auf dem Wirtschaftsverkehr und nicht dem Freizeitverkehr liege. «Auf der Autobahn A1 haben wir an 360 Tagen auf mehreren Abschnitten Stau, auf der A13 ist das nicht so», heisst es vom Astra.
Das dürften die Gemeinden entlang der A13 wohl anders sehen. Sie warten nämlich sehnsüchtig auf Massnahmen und freie Strassen in den Ortskernen.