An zwei Samstagen und zwei Sonntagen im Juli und August durften die Gemeinden Rhäzüns und Bonaduz wieder manuelle Triagen an den Autobahnausfahrten zu ihren Dörfern einrichten. Der Kanton Graubünden bewilligte dies im Hinblick auf die von Touristen überfüllten Strassen in den Gemeinden. Die Behörden wollten so eine Entlastung erzielen. Doch war die Ausdehnung des Pilotversuchs von Ostern und Pfingsten erfolgreich?
«Autos zum Teil auf Feldwegen unterwegs»
«Die manuellen Lenkungen zeigten Erfolg. Ausserhalb dieser Zeit wurde unser Dorf aber überflutet», sagt Reto Loepfe, Gemeindepräsident von Rhäzüns, im Rückblick auf die letzten Wochenenden der Sommerferien. «Sowohl in Rhäzüns wie auch in Bonaduz waren es vor allem ausländische Fahrzeuge, welche zum Teil sogar auf unseren Feldwegen unterwegs waren.»
Wie schon im Frühling wurde für die Triage an den kritischen Punkten eine Security-Firma beauftragt, welche die Autofahrerinnen und -fahrer entweder passieren liess oder weg wies. Ein System, welches sich zu grossen Teilen bewährt hat, aber auch Schwachstellen aufzeigte. «Mir sind Fälle bekannt, in denen Personen mit einem deutschen oder niederländischen Autokennzeichen angaben, sie würden in Bonaduz Ferien machen. Schlussendlich sind sie aber einfach durchgefahren. Eine Sicherheitskraft kann nicht beurteilen, ob das stimmt oder nicht», sagt Loepfe.
Bevölkerung fordert Gemeindepräsident zum Handeln auf
Den Unmut der Bevölkerung deswegen bekam der Gemeindepräsident hautnah mit: «Die Erwartungen an den Pilotversuch waren in der Gemeinde hoch. Die Einwohnerinnen und Einwohner hofften, unbelastet vom Verkehr sein zu können. Da dies nicht der Fall war, wurde ich teilweise von SMS- und Whatsapp-Nachrichten überschwemmt. Die Leute fordern mich dazu auf, etwas zu unternehmen», so Loepfe.
Lopefe will das Anliegen seiner Gemeinde nun in der August-Session des Bündner Grossen Rats thematisieren. Er will erfahren, wie der Kanton der Problematik gegenübersteht und des Vorschlag eines Stau-Umfahrungs-Generals unterbreiten. «Es soll eine Person bezeichnet werden, welche gegen aussen hinsteht und alles koordiniert. Diese Person soll ein Bindeglied zwischen den Gemeinden und den Kantonen sein», sagt Loepfe. Die Ausweichsverkehr-Thematik sei mittlerweile auch im Kanton Uri angekommen, wo entlang der Gotthard-Route dieselben Probleme auftreten. Auch dieser Kanton soll somit in die Diskussion eingeschlossen werden, fordert Loepfe.
«Irgendwann ist fertig ausprobiert»
Das Bundesamt für Strassen (Astra) und der Kanton Graubünden haben für Ende September bis Anfang Oktober einen zweiten Runden Tisch mit allen Beteiligten angekündigt. Dort sollen die Ergebnisse der Pilotversuche aufgezeigt und das weitere Vorgehen präsentiert werden. Ein Treffen, dem Loepfe erwartungsvoll entgegenblickt: «Irgendwann ist einfach fertig ausprobiert und wir müssen für alle Betroffenen handeln. Die Zeit der Pilotversuche muss ein Ende haben. Ich bin tief davon überzeugt, dass das Problem ohne Schliessungen von Autobahnausfahrten nicht gelöst wird.»